Die Bienmann-Saga

Autor*in
Fährmann, Willi
ISBN
978-3-401-06520-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
1184
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
28,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Hundert Jahre deutscher Geschichte werden mit dem erzählten Leben von vier Generationen der Bienmann Familie nacherlebbar gemacht, stellvertretend für viele Familien, deren Leben zur selben Zeit ähnlich verlief. Wirtschaftliche Not, Krieg, Hunger, Vertreibung, Lebenswillen und Neuanfang stellt das Buch eindrucksvoll dar.

Beurteilungstext

Die Bienmann-Saga besteht aus vier in sich abgeschlossenen Romanen. Der erste Roman “Der lange Weg des Lukas B.” schildert Deutschland vor dem Deutsch-Französischen Krieg. Besonders eindrucksvoll wird geschildert, wie die Menschen am äußersten Rand von Ostpreußen leben, wie die Not sie zur Auswanderung nach Amerika zwingt, wie familiärer Zusammenhalt, aber auch Festhalten an alten Traditionen eine wichtige Rolle spielt. Dabei lernt der Junge Lukas Bienmann, seinen eigenen Weg zu finden ohne die alten Traditionen abzulehnen. Im zweiten Roman “Zeit zu hassen, Zeit zu lieben” erlebt der Sohn des Lukas Bienmann, Paul Bienmann, die Revolutionen und Bürgerkriege in Berlin und im Ruhrgebiet nach dem Ersten Weltkrieg, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und den Beginn der Nationalsozialisten. Der Leser erlebt mit, wie verschieden die Ansichten in der Arbeiterschaft zur politischen Lage sind, wie die Menschen sich entscheiden müssen zwischen dem Eintreten für das Gemeinwohl durch Streik und Demonstration oder der unpolitischen Zurückhaltung aus Angst um den eigenen Arbeitsplatz, die Familie. Dabei gibt es immer wieder Situationen, in denen die Menschen über sich hinaus wachsen, ihre Angst überwinden und sich für das Leben eines einzelnen Menschen einsetzen. Paul Bienmann führt eine Reise am Ende dieses Bandes in seine alte Heimat Ostpreußens zurück. Hier erfahren Paul und damit der Leser wichtige Ereignisse aus dem Leben des alten Lukas Bienmann und auch einige Informationen über Pauls Geschwister Johannes, Georg und Elisabeth, welche im dritten Roman eine Rolle spielen. Im Roman “Das Jahr der Wölfe” wird im Zweiten Weltkrieg Ostpreußen von der nahenden Front erreicht und die Deutschen fliehen gen Westen. Hier begleitet der Leser Johannes Bienmann, der mit seiner Familie, fünf Kinder und eine schwangere Frau, auf der Flucht vor den Russen ist. Man ist gefesselt von den Ereignissen und erlebt die Geschehnisse in Ostpreußen hautnah mit. Die Familie Bienmann zerstreut sich. Johannes Schwester Elisabeth bricht auf dem Haff ins Eis ein. Johannes Bruder Georg lebt bereits in Berlin. Dort trifft sich ein Teil der Familie wieder. Johannes findet mit seiner Familie, zu der auch der älteste Sohn Konrad gehört, in Westfalen eine neue Bleibe. Bis in diesen Roman zieht sich die goldene Uhr, die immer vom Vater an den ältesten Sohn weitergegeben wird. Der Großvater des Lukas Biermann übergab sie an seinen Sohn, der in Amerika verschollen ist, dieser übergab sie an Lukas Bienmann, dieser an Johannes Bienmann und dieser an Konrad Bienmann. Konrad rettet die Uhr lange Zeit auf dem weiten Weg durch Ostpreußen Richtung Westen. Doch eines Tages muss er sie bei den Polen gegen Trinkwasser für seine Geschwister eintauschen. Im letzten Band “Kristina, vergiss nicht ...” erleben wir die Bienmann Familie um 1970. Konrad Bienmann, Kristinas Vater, lebte mit seiner
Familie als Deutscher in Polen. Viele Deutsche nahmen hier die polnischer Staatsbürgerschaft an, wurden aber trotzdem nicht voll akzeptiert. Konrad ist in die BRD abgehauen und seine Familie, besonders die Großmutter bemüht sich seit Jahren um eine Ausreisegenehmigung. In der BRD schließlich sind die Bienmanns auch nicht wirklich willkommen. Sie sprechen mit starkem Akzent und werden hier als Polacken beschimpft. Aber die junge Generation ist zuversichtlich und der Roman endet hoffnungsvoll, dass endlich eine neue Heimat gefunden ist.
Das Buch fesselt. Besonders die ersten drei Romane sind spannend und voller Leben und Gefahren. Schade ist an einigen Stellen, dass einige Handlungsstränge nicht weiter geführt werden. Die Geschichte des Jungen Bruno Kurpek, der von Paul Bienmann aufgenommen wurde, wäre z.B. von großem Interesse gewesen. Sicher sind diese offenen Handlungsstränge beabsichtigt, zeigen Sie doch, wie im Leben sich nicht alles glatt zusammenfügt. Insgesamt ist die Bienmann-Saga realistischer Geschichtsunterricht auf spannende und interessante Weise.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von T-IR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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