Die besten Feinde - Zweiter Teil: 1953/1984

Autor*in
Filiu, Jean-Pierre
ISBN
978-3-939080-98-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
B., David
Seitenanzahl
120
Verlag
avant-verlag
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der zweite Teil der Dokumentarcomic-Trilogie „Die besten Feinde“ setzt sich kritisch mit dem Wirken der Vereinigten Staaten im Nahen Osten im Zeitraum von 1953 bis 1984 auseinander.

Beurteilungstext

Die unterschiedlichsten politischen und gesellschaftlichen Gruppen des Nahen Ostens stehen scheinbar seit eh und je in einem konfliktgeladenem Spannungsverhältnis zueinander, sei es aus historischen, religiösen und/ oder ökonomischen Motiven. Doch ob im Maghreb, der Levante oder auf der Arabischen Halbinsel – auf eigentümliche Weise scheint ein gemeinsames Feindbild alle diese Gruppen zu vereinen und ihre Zwistigkeiten zumindest hin und wieder in den Schatten zu stellen. Kein anderer Staat genießt in der arabischen Welt einen solch schlechten Ruf wie die Vereinigten Staaten. Der „große Satan“ (R. Chomeini) gilt vielen als Vorreiter einer vermeintlich dekadenten westlichen Kultur und als rücksichtslose Hegemonialmacht.

Warum und wie gerade die USA diese Rolle des Lieblingsfeindes in der arabischen Welt erlangten, versucht die Dokumentarcomic-Trilogie „Die besten Feinde“ des Politikwissenschaftlers und Nahostexperten Jean-Pierre Filiu und des Comickünstlers David B. zu erklären. Der zweite Teil der Reihe behandelt in chronologischer Reihenfolge und thematischer Schwerpunktsetzung die arabisch-israelischen Kriege, Aufstieg und Fall des Nasserismus, die Islamische Revolution im Iran, den Afghanistan-Krieg sowie den libanesischen Bürgerkrieg und verdeutlicht, wie diese Prozesse und Ereignisse mit der amerikanischen Außenpolitik im Zeichen des Kalten Krieges in einem engen Zusammenhang stehen.

Wer von einem Dokumentarcomic einen nüchternen, realistischen Erzähl- und Zeichenstil erwartet, sieht sich jedoch bei der Lektüre schnell getäuscht. Während in den Blocktexten kurz und knapp wesentliche Informationen über Ereignisse und Zusammenhänge vermittelt werden, erfahren diese ihre ironische Brechung und Spiegelung in den Bildern (Panels). Deren visuelle Gestaltung zeichnet sich durch starke Verdichtung und Zuspitzung des historischen Stoffes und eine hoch symbolische, teils stark karikierende Inszenierung der Konflikt- und Gewaltgeschichte des Nahen Ostens aus. Nicht die Blocktexte kommentieren oder ergänzen, wie im Comic üblich, die Panels; eher umgekehrt stellen die Einzelbilder visuelle, höchst subjektive Kommentare der in den Texten enthaltenen Informationen dar.

Auch wenn man den Comicmachern eine gewisse Einseitigkeit ihrer Geschichtsdarstellung vorwerfen kann – gab es doch auch weitere (europäische) Großmächte, die ihre Interessen rücksichtslos in dieser Region durchzusetzten versuchten, nur eben keine so erfolgreich wie die Vereinigten Staaten – überzeugt er doch in punkto Originalität und grafischer Gestaltung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mz.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Filiu, Jean-Pierre

Filiu, Jean-Pierre

Der Arabische Frühling

Weiterlesen