Die besten Beerdigungen der Welt

Autor*in
ISBN
978-3-89565-174-8
Übersetzer*in
Könnecke, Ole
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Eriksson, Eva
Seitenanzahl
32
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Frankfurt
Jahr
2006
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

So wundervoll respektlos ist man lange nicht umgegangen mit dem Tod. Und dann auch noch im Bilderbuch. Ein großes Danke an alle Beteiligten! Es beginnt mit "Einmal hatte wir Langeweile und wollten etwas Lustiges machen..." und endet mit "Am nächsten Tag machten wir dann etwas ganz anderes." Aber dazwischen!

Beurteilungstext

Man weiß gar nicht, wen man mehr loben soll: Den Autor ob der Idee, die Illustratorin wegen ihrer hinterhältig "süßen" Bilder oder den Übersetzer, der ganz bestimmt nicht Wort für Wort vom Schwedischen ins Deutsche brachte.
Alles beginnt mit einer toten Hummel. Die Flügel sind zerknittert, die Füße stehen ab. "Kleine Hummel … ich liebe dich.", sagt Ester und schaut dabei so listig wie seinerzeit Ruth Gordon in "Harold & Maude". Beerdigung also. Wunderbar, wie Ester mit großer Schaufel ganz in Gelb vor gelbgrünem Hintergrund, gefolgt vom kleineren Ich-Erzähler der Lichtung zustrebt, um mit der großen Schaufel die kleine Hummel in der Zigarrenkiste zu beerdigen. Da der Erzähler sich auch nützlich machen will, schreibt er kurze, meist zwei-versige Gedichte zu diesem und den folgenden Todesfällen, denn "ich denke viel und habe viele Wörter in mir."
Ein Todesfall reicht natürlich nicht. Nach und nach kommt die Spitzmaus dazu, ein toter Hamster, ein ganzer Hahn, drei Heringe (dem Kühlschrank entnommen), diverse Mäuse, den aufgestellten Fallen entnommen, der platt gefahrene Igel, der Hase und als letztes Tier die Amsel, deren kurzen Todeskampf die drei mit erlebten. Drei? Schon an der ersten Suche hat sich Esters kleiner Bruder Putte beteiligt, aber "er war so klein, dass er nicht zählte."

Zu dieser Geschichte, die einerseits knapp am schwarzen Humor entlang schrappt, andererseits das Schmunzeln im Schmerz nicht verhindern kann ("Jetzt kommt der kalte Winter her, / Lieber Nuffe, wir danken dir sehr, / Danke für alles, trallalala." - "Der Tod kommt plötzlich um viertel nach vier. Warum? Warum? Sag es mir." - "Der Hering ist nicht mehr am Leben, / Im Leben geht recht viel daneben."), sind diese Bilder einfach genial gegen gesetzt. Wir hätten früher gesagt, dass jemand, der so etwas kann, es faustdick hinter den Ohren hat - und meinten genau das damit. Süß, freundlich, niedlich. Helle und warme Farben, Gelb - leicht ins Grün hinein - herrscht vor. Die Personen, vor allem unsere drei Kinder also, mit wenigen Strichen gemalt, strotzen nur so vor Gefühlen. Die Hände tief in den Taschen der kurzen Hose vergraben, die Knie leicht eingekickt, den Oberkörper ebenso leicht nach hinten gebeugt, dabei aber steif geblieben, den Hals so tief eingezogen, dass der Mund aus dem leicht erhöhten Betrachterwinkel nicht zu sehen ist, die Augen klein, fast schläfrig aber dennoch starr auf die Maus in Esthers Hand gefroren - Hut ab, Frau Erikson!

Das Leben geht weiter. Das wissen auch unsere drei: "Das Leben ist lang, und kurz ist der Tod." ist der Beginn des letzten Gedichts."Und am nächsten Tag machten wir dann etwas ganz anderes." Gut so.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010