Die Angst der Bösen

Autor*in
Dunker, Kristina
ISBN
978-3-423-24931-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der Clique gibt es mal wieder Ärger. Und ausgerechnet dann kommt dieser blöde Obdachlose ihnen in die Quere. Dass er stirbt, wollte natürlich niemand. Es war doch eigentlich auch gar keine so große Sache. Und überhaupt: Wer schert sich denn um diesen dreckigen Penner? Als aber Sven urplötzlich bei einem Unfall ums Leben kommt, beginnen die Jugendlichen, zu zweifeln: Gibt es jemanden, der ihre Tat rächen will?

Beurteilungstext

„Die Angst der Bösen“ ist ein vielschichtiger Thriller, der gesellschaftliche und ethische Themen in eine äußerst spannende und erschreckende Geschichte verpackt.
Der Roman ist hauptsächlich aus Lillys Perspektive geschrieben, die an jenem verhängnisvollen Abend nicht dabei war und ihren Freunden die wahre Geschichte lange Zeit nicht entlocken kann. Ein auktorialer Erzähler erlaubt jedoch hin und wieder die Innensicht aller Beteiligten: Die verschiedenen Cliquenmitglieder, die Klassenlehrerin, Eltern und sogar der unbekannte Rächer kommen so zu Wort. Der Leser ist daher mit seiner Erkenntnis den Protagonisten immer einen Schritt voraus, sodass er die quälende Erfahrung macht, der verhängnisvollen Verkettung von Umständen tatenlos zusehen zu müssen. Diese stückweise Aufklärung des Lesers ist aber so geschickt umgesetzt, dass sich oft nur böse Vorahnungen und Teilwahrheiten im Kopf des Lesers zusammenfügen und einige Zweifel und Fragen bis zum Schluss ungeklärt bleiben. So gestaltet sich das Lesen des Romans als spannende Suche nach Zusammenhängen.
Die bereits erwähnte Ohnmacht des Lesers fügt sich nahtlos in die düstere Grundstimmung des Romans ein: Themen wie Gewalt, zerrüttete Familienverhältnisse, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Drogenmissbrauch und Mobbing werden problematisiert, ohne Täter und Opfer eindeutig zu stigmatisieren. Vielmehr entsteht nach und nach der Eindruck, dass jeder einzelne in einem endlosen Kreislauf aus Opfer- und Täterschaft gefangen ist. Diese bedrückend realistische Erkenntnis über die schier unüberwindbaren Abgründe inmitten unserer Gesellschaft lähmt die jugendlichen Protagonisten und den Leser gleichermaßen. Erschreckend wirkt in diesem Zusammenhang auch die Darstellung der Wirkung von Gruppendynamiken und des Mechanismus, instinktiv das schwächste Glied zum Opfer zu machen, anstatt sich gemeinsam mit seinem Frust nach oben zu wenden.
Die Berührungspunkte der Protagonisten mit der heilen Welt bleiben auf wenige Kontakte mit letztlich unerreichbaren Angehörigen der höheren Gesellschaftsschicht beschränkt. Das Leben jenseits von Gymnasium und finanzieller Sicherheit präsentiert sich, so beschreibt es Lilly, als Sackgasse. Jeder Hoffnungsschimmer entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als unrealistisch, was als prägendes Motiv des Romans zu betrachten ist. Dieser Logik folgt auch das tragische Schicksal des Vaters des verstorbenen Obdachlosen, der seinen Sohn rächen will. Als ihn die Erkenntnis überrollt, dass seine brutale Blutrache nicht im Sinne seines Sohnes gewesen wäre, nimmt er sich schließlich selbst das Leben.
„Die Angst der Bösen“ ist ein mitreißender, erschreckender, realistischer und spannender Roman. Diese hautnah inszenierte Mikrostudie unserer Gesellschaft ist jedoch wirklich starker Tobak – ganz zu schweigen von Momenten der Brutalität und Spannung! Doch die Verstörung, die sich beim Lesen breit macht, ist wohl die einzige Begegnungsform, die der Ernsthaftigkeit der angesprochenen Themen gerecht wird. Insofern ein überaus gelungenes Werk!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von nv.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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