Der zwielichtige Professor

Autor*in
ISBN
978-3-570-21075-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Rübel, Doris
Seitenanzahl
128
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2002
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Detektivgeschichte um Kunstraub und Internethehlerei, mit Bildern, Fragen und Hinweisen zum Mitdenken und Mitlösen.

Beurteilungstext

Auch bei Kriminalromanen für Erwachsene gibt es eine Kategorie, bei der der Leser die gleichen Puzzlesteine zur Verfügung hat wie die eigentlichen Ermittler und daher mitraten und -ermitteln kann und eine andere Art, bei der die Lösung völlig überraschend wie aus dem Hut gezaubert erscheint, oft faszinierend, aber wenig nachvollziehbar. Für Kinder wird oft die erste Version gewählt, da eigenes Mittun meist spannender und motivierender ist als der reine Konsum einer vorgefertigten Abfolge. Nur so erklärt sich beispielsweise der Erfolg von Computerspielen mit der Suche nach Hinweisen und dem Kombinieren zu einer Auflösung, die zu einem bestimmten Ziel führt.
Auch im vorliegenden Fall ist die eigene “Knobelei” ständig möglich und erwünscht, durch Zwischenfragen und Bildhinweise im Zwei-Seiten-Rhythmus auch unterstützt und technisch gut gelöst, trotzdem bleibt ein leicht fader Nachgeschmack, da die Lösungen immer sofort präsentiert und in den weiteren Ablauf eingebaut werden. Das heißt, daß das Buch ganz “normal” gelesen zum selben Ergebnis führt. Anregung zum Mittun gibt es also genug, motivieren muß sich der Leser aber selbst, seine eigene “Aufklärungsarbeit” verändert den Fortgang der Geschichte weder im Ziel noch im Tempo.
Das schmälert nicht den Einfallsreichtum vor allem der Illustrationen, die verschiedene Arten von Such- und Bilderrätseln sowie Puzzles anbieten, detailreich ausgearbeitet und immer mit Bezug zur Erzählung, die allerdings oft nur als Vehikel für die Aufgaben erscheint, als Rahmenhandlung mit einfacher Struktur und vorhersehbarem Verlauf. Für die angepeilte Altersgruppe ist das literarische und Verständnis-Niveau durchaus passend, aber der Rahmen nicht sehr erweiterbar. Manchmal fühlt man sich an mathematische Textaufgaben erinnert, wo die Betonung ja auch nicht auf sprachlicher Raffinesse liegt. Das Gleiche gilt für die Einbindung des Internets in die Handlung, die wohl mehr werbenden Effekt im Hinblick auf die Webseite der Buchreihe verfolgt, aber keine informative oder erzählerische Eigenqualität besitzt.
Wer also die Grundstimmung vieler Enid-Blyton-Bücher liebt (eine Kinderbande, geheimnisvolle Orte, aufzuklärende Kleinkriminalität) und Spaß an Bildrätselheften hat, wird mit dieser Melange sicher zufrieden sein - beides ist versiert umgesetzt -, aber höhere Ansprüche an Geschichtenerfindung und Überraschungseffekte bleiben unerfüllt.

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Diese Rezension wurde verfasst von BH.
Veröffentlicht am 01.01.2010