Der Weltenexpress

Autor*in
Sturm, Anca
ISBN
978-3-551-31938-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
377
Verlag
Carlsen
Gattung
FantastikTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Flinn sehnt sich nach ihrem Bruder, der vor längerer Zeit verschwunden ist und auch durch die Polizei nicht wiedergefunden wurde. Einziger Anhaltspunkt ist eine Postkarte, auf der nur für Flinn ein seltsamer Zug zu erkennen ist, für alle anderen ist er nicht zu sehen. Eines Nachts sieht Flinn diesen Zug im Bahnhof ihres kleinen Wohnortes und steigt ohne lange nachzudenken ein.

Beurteilungstext

Der Zug, der Weltenexpress, ist eine fahrende Schule für Kinder, deren Begabungen durch schwierige Lebensverhältnisse nicht gefördert werden können. Gegründet und gebaut wurde er vor langer Zeit von einem Mann, dem es genauso ging: Er war begabt, erhielt aber nicht immer die Förderung, die er brauchte oder sich wünschte. Er war nicht nur ein begabter Ingenieur, er war auch magisch begabt und entwickelte etwas, das "Magietechnik" genannt wird.
Flinn, immer schon Außenseiterin und aufgewachsen in einer Familie mit alleinerziehender Mutter und mehreren Halbgeschwistern, mit wenig Geld und wenig Lebensfreude, ist auch an Bord des Weltenexpress eine Außenseiterin, findet aber schnell Freunde, die auch eher Außenseiter sind. Mit deren Hilfe macht sie sich auf die Suche nach Hinweisen auf den Verbleib ihres Bruders, denn er war vor einiger Zeit an Bord, und er scheint, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwunden zu sein.
Am Ende dieses Bandes weiß Flinn ein bisschen mehr, aber nicht alles: Es gibt eine Verbindung zwischen dem Weltenexpress und ihrer Mutter, und ihr Bruder war nicht das erste Kind, das spurlos verschwunden ist. Zudem haben mehrere Mitreisende ihre eigene Agenda, die sie heimlich verfolgen. Es gibt also ausreichend lose Fäden, um Neugier auf den zweiten Band zu wecken.
Deutlich wird, dass die junge Autorin sich bei ihrem Debüt bei Harry Potter, vielleicht auch bei der Verfilmung von Chris van Allsburgs grandiosem Bilderbuch "Der Polarexpress" oder bei Andreas Steinhöfels "Der mechanische Prinz" Anregungen geholt hat: Flinns plötzliches Eintauchen in die Welt dieser seltsamen Schule, in der alle Bescheid wissen über Zauberei und Magie und die Regeln kennen, nur sie nicht, erinnert an Harry Potters Schulbeginn in Hogwarth, als er der einzige Neue war, für den die Welt der Zauberer unbekannt war. Und die Fragen nach Tickets kennen wir aus dem "Polarexpress" und aus dem "Magischen Prinzen".
Das Buch ist sicherlich spannend, wenn auch manchmal etwas langatmig und in den Sprachbildern, die Atmosphäre entstehen lassen sollen, nicht sehr stimmig und dadurch voller übertriebenem Pathos: Raben sind nicht unbedingt die Vögel, die man mit "Scharen" in Verbindung bringt (S. 16). Wahrscheinlich meint die Autorin Krähen. Auch die Handlungsbögen und die Figurenzeichnung sind nicht immer kohärent, und wirklich vorstellen kann man sich das Leben in diesem Zug nicht. Die Klischees sind teilweise ermüdend: das arrogante Mädchen aus reichem Hause in Designerkleidung, die unfreundliche Hausmutter, der etwas schusselig wirkende Direktor... und eine Heldin, die als hässliches Entlein eingeführt wird, der aber schon deutlich anzusehen ist, dass sie eine zentrale Rolle bei der Lösung von allen Problemen des Buches spielen und am Ende sicherlich der schöne Schwan sein wird.
Was genau Hintergrund und Ziel des Weltenexpress ist, wird nur immer wieder angedeutet, es fehlt aber doch eine Vorstellung davon, um das Miteinander im Zug wirklich lebendig werden zu lassen.
So ist dieser Debütroman einer sehr jungen Autorin sicherlich spannendes Lesefutter, aber mehr nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 15.06.2021

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