Der Urwald hat meinen Vater verschluckt
- Autor*in
- van der Geest, Simon
- ISBN
- 978-3-522-18568-4
- Übersetzer*in
- Kluitmann, Andrea
- Ori. Sprache
- Holländisch/Niederlä
- Illustrator*in
- Rogaar, Karst-Janneke
- Seitenanzahl
- 432
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Teaser
Für eine Biologie-Projektarbeit verfolgt die zwölfjährige Eva die Spuren ihres Vaters bis in den Dschungel von Suriname.
Beurteilungstext
In Evas Leben hat bisher eigentlich nichts gefehlt. Ihre Mutter ist eine recht erfolgreiche Sängerin, weswegen sie von vielen ihrer Mitschüler*innen beneidet wird. Außerdem hat sie mit Luuk einen verständnisvollen besten Freund, fast wie einen Bruder. Auch dass sie von ihrem Vater kaum etwas weiß und ihre Mutter auch nicht über ihn reden will, hat sie bislang wenig gestört. Aber plötzlich gerät durch eine Biologie-Projektarbeit alles ins Wanken. Obwohl ihre Lehrerin und ihre Mutter dagegen sind, hält Eva eisern an ihrem Thema „biologische Väter“ fest. Eva entdeckt, dass ihr Vater eine Leerstelle in ihrem Leben ist und fühlt „ein Loch in ihrem Herzen“. Sie setzt alles daran, mehr über ihn herauszubekommen und schreckt auch nicht davor zurück, ohne das Wissen ihrer Mutter ein Fernsehteam mit ins Boot zu holen, das natürlich eine gute Homestory über die bekannte Sängerin wittert. Die Projektarbeit entwickelt sich zu einer Abenteuerexpedition in den tiefsten Dschungel von Suriname.
„Der Urwald hat meinen Vater verschluckt“ ist ein wunderbarer Roman darüber, wie mit Beginn der Pubertät alle Selbstverständlichkeiten der Kindheit fragwürdig werden. Wie aus dem Nichts tauchen die großen Fragen auf. Für Eva ist das die Frage nach ihrer Herkunft. Sie erlebt, wie die Deutungshoheit der Erwachsenen bröckelt. Jeder erzählt die Geschichte ein wenig anders und sie muss feststellen, dass es die eine Wahrheit nicht gibt. Die Reise nach Suriname wird zu einem Initiationstrip, bei dem Eva in Lebensgefahr gerät und buchstäblich einmal umgekrempelt wird. Dass der Mann, den sie am Schluss tatsächlich findet, kein „Vater zum Gute-Nacht-Sagen“ ist, sondern sich eher mühsam durchs Leben schlägt, ist eine bittere Erkenntnis. Aber eine, mit der sie letztlich gut klarkommt. Denn sie hat bei dieser Projektarbeit zwar einiges über ihren Vater und über Väter an sich gelernt, aber noch mehr über sich selbst herausgefunden.
Es ist toll zu lesen, wie Simon van der Geest seine Protagonistin so nach und nach in ihr erwachseneres Selbst hineinfinden lässt. Eva lernt im wahrsten Sinne des Wortes, wie es ist, die Komfortzone zu verlassen und sich auf vielfältige Weise auszuprobieren. Ein bisschen ergeht es ihr zwar so wie dem kleinen Tiger und dem Bären in Janoschs Panamageschichte: Sie zieht los, verlässt das Vertraute und landet wieder in ihrem alten Umfeld. Aber sie hat jetzt einen anderen Erfahrungshorizont und sie sieht insbesondere Luuk mit anderen Augen. Letztlich ist es auch eine Liebesgeschichte, die hier mit Witz und viel Action erzählt wird. - Eine vielschichtige und federleicht erzählte Story über die Wirren der Pubertät.