Der unvergessene Mantel

Autor*in
Boyce, Cottrell
ISBN
978-3-551-55594-6
Übersetzer*in
Naoura, Salah
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
101
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Julie bekommt einen neuen Mitschüler in ihre Klasse, um den sie sich ein bisschen kümmern soll. Sie zeigt dem mongolischen Dschingis, wie man Fußball spielt, dass man am Meer vorsichtig sein muss und dass ein dicker Fellmantel nicht als Schuluniform zählt. Zusammen lernen sie viel über die jeweils andere Kultur und haben Spaß miteinander. Doch eines Tages soll diese schöne Zeit vorbei sein, denn Dschingis und seine Familie müssen zurück in die Mongolei…

Beurteilungstext

Frank Cottrell Boyce ist ein bekannter britischer Schriftsteller und Drehbuchautor, dessen erstes Jugendbuch "Millionen" von zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Er lebt mit seinen sieben Kindern und seiner Frau in Liverpool.
Genau dort in der Nähe spielt auch der vorliegende Kinder- und Jugendroman. Dschingis, benannt nach dem berühmten Dschingis Khan, kommt mit seiner Familie aus der Mongolei nach Großbritannien. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Nergui, dessen richtiger Name aus Angst vor einem Dämon nie erwähnt wird, besucht er eine Grundschule in Bootle. Dort lernen sie Julie kennen, die sich nach Aufforderung ihrer Lehrerin um die beiden mongolischen Brüder kümmern soll, damit sie sich schnell einleben. Zunächst einmal bringt sie ihnen die wichtigsten Regeln über Fußball und die Schuluniformen bei, denn einen Fellmantel, welchen Dschingis angeblich von seinem Großvater bekommen hat, kann man in einer britischen Schule unmöglich tragen. Es sei denn es handelt sich um den "Tag der eigenen Kleidung", an dem getragen werden darf, was man möchte. Zusammen erleben sie eine ganze Menge und erfahren viel über die jeweils andere Kultur. Julie beliest sich und sorgt so dafür, dass die gesamte Klasse Wissenswertes über die Mongolei erfährt, denn Dschingis und sein Bruder berichten fast nichts. Die beiden Brüder sind nicht zu trennen und so ist der kleine Bruder oft im Unterricht der Großen zu finden. Julie gibt als "Guter Ratgeber" für die beiden Mongolen ihr bestes und interessiert sich sehr für ihr Leben. Vielleicht auch ein bisschen zu sehr, denn als sie die beiden nach zahlreichen Anläufen und Hindernissen in ihrer Wohnung aufspürt, wird ihr nur die Tür vor der Nase zugeknallt. Traurig und neugieriger denn je gibt sie nicht auf und erlebt einen wunderschönen und abenteuerlichen Tag zusammen mit den beiden Brüdern. Doch dieser sollte der letzte gemeinsame Tag gewesen sein, denn sie trifft die beiden nie wieder.
Diese abenteuerliche und problemorientierte Geschichte basiert auf einer realen Begebenheit des Autors, welcher mithilfe dieses Romans versucht, das Leben von Einwanderern und die britische Einwanderungspolitik auch für Jugendliche verständlich und kritikanregend darzustellen. Der gesamte Roman wird aus der Ich-Perspektive von Julie geschrieben, welche sich zur Zeit der Romanverfassung bereits im Erwachsenenalter befindet. Sie verarbeitet in diesem Buch ihre Kindheit, insbesondere ihre Zeit mit den beiden Mongolen, die nur einen Sommer lang andauerte. Dennoch ist das Buch auf einer kindlichen bzw. jugendlichen Basis geschrieben und ich würde es Kindern ab 12 Jahren empfehlen. Es spielt zwar in der Grundschule, dennoch muss hier beachtet werden, dass die Grundschule in Großbritannien bis zur sechsten Klasse geht und es sich bei den Protagonisten um Sechstklässler handelt. Die Retrospektive wird durch zahlreiche reale Fotos einer Polaroid-Kamera (Sofortbildkamera) unterstützt. Diese Fotos fand Julie Jahre später im Fellmantel von Dschingis, welchen er in der Schule zurücklassen musste. Mithilfe dieser Fotos rekonstruiert sie die gesamte Geschichte und löst so manches Rätsel. Die farbigen Fotos geben der Geschichte, so paradox es auch klingen mag, ihre reale und dennoch geheimnisvolle und fantastische Wirkung. Die Fotos sind geprägt von Details und machen den Anschein als wurden sie in der Mongolei aufgenommen. Oder ist es doch nur eine Täuschung?
Das gesamte Buch ist wie eine Art Tagebuch in einem linierten Heft geschrieben und die eingeklebten Fotos ergänzen auf zahlreichen Seiten das Geschriebene. Auf dem Hardcover befindet sich der mit einem Wachsmalstift handgeschriebene Titel "Der unvergessene Mantel". Auch eine Umrahmung des Mantels ist dort abgebildet, in welcher sich ein Bild von Wüste und Bergen abzeichnet.
Insgesamt ist dieser Jugendroman sehr gelungen und behandelt ein aktuelles Thema, welches für Kinder und Jugendliche aufbereitet wurde. Das offene Ende lässt Vermutungen der Leser zu und jeder kann die Geschichte nach seinen Vorstellungen beenden. Die Sprache ist sehr einfach und leicht verständlich. Mit nur 100 Seiten ist der Roman sehr knapp gehalten, was den einzigen Kritikpunkt darstellt. An manchen Stellen wünscht man sich mehr Details und Informationen über das Leben der mongolischen Einwanderer. Vielleicht soll aber gerade hier die Kreativität und der Einfallsreichtum der Leser angeregt werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von jugau.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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