Der Überzählige

Autor*in
Nöstlinger, Christine
ISBN
978-3-7074-5232-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schmid, Sophie
Seitenanzahl
48
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Wien
Jahr
2019
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

1945. Nachkriegszeit. Christine Nöstlinger erzählt autobiografisch von dieser für sie prägenden Zeit.

Beurteilungstext

Der Krieg ist beendet. In Wien sorgen sich die Mütter wie überall auf der Welt um das Wohl ihrer Kinder. Als sich die Möglichkeit ergibt, die Stadtkinder aufs Land zu schicken, damit sie sich satt essen können, ergreift diese Möglichkeit auch die Mutter der kleinen Christine, deren Namen in der Ich-Erzählung aus ihrer Perspektive nicht explizit genannt wird. Mit dem Zug soll das kleine Mädchen aufs Land reisen. Die anderen Kinder sind nicht sehr freundlich zu der Jüngeren. Sie ist einsam. Als sie dann jedoch das Kärtchen um ihren Hals verliert, welches sie ausweisen soll und ihren Zielort enthielt, ist ihre Not groß. Vor lauter Furcht wird ihr ganz übel und schwindelig. Auch als sie mit den letzten 20 Kindern bereits im Gemeindeamt steht, wo sich die Bauern je ein Kind auswählen. Doch das kleine, furchtsame Mädchen wird ausgewählt. Der Überzählige ist ein anderer.
Dieses postum erschienene Bilderbuch der bekannten österreichischen Autorin Christine Nöstlinger beschreibt eine für sie und ihr Schreiben prägende Kindheitserfahrung. Erschüttert vom Krieg wurden Kinder allein in die unbekannte Ferne geschickt. Die Ich-Erzählerin der Geschichte prägt die Angst. Der Text sieht aus, als wäre er auf der Schreibmaschine verfasst worden. Er ist sehr klar und offen geschrieben und berichtet sachlich. Für die Leser*in ist das Unbehagen, welches die Hauptfigur verspürt, deutlich nachfühlbar. Der Bericht der Geschehnisse ist bedrückend. Bis zuletzt bleibt die Anspannung bestehen und die Rezipient*innen fiebern mit der spannenden Erzählung mit. Dieses Leseempfinden unterstützen maßgeblich die bedrückenden Illustrationen. Sie tragen die Stimmung der Handlung in perfekter Weise und illustrieren spannend das Geschehen. Dabei überwiegen Ocker- und Brauntöne. Diese greifen Ton in Ton ineinander und lassen eine Atmosphäre entstehen, welche Angespanntheit verbreitet. Die Hauptfigur ist immer etwas farbintensiver dargestellt als alle anderen Kinder, sodass sie sich deutlich abhebt und stets wiederzuerkennen ist. Die Illustrationen machen den Anschein, als würde die Welt, welche sie abbilden, in Staub gehüllt sein. Diese düstere Stimmung spiegelt ausgezeichnet die Atmosphäre der Nachkriegszeit wider, in welcher das Bilderbuch zu verorten ist. Durch den feinen, detailreichen Stil, in welcher die grafischen Illustrationen gezeichnet sind, gibt es viele Details wahrzunehmen. Nicht nur diese, sondern das Gesamtwerk bieten eine ausgezeichnete Grundlage, um über Krieg, Nachkriegszeit und auch Flucht ins Gespräch zu kommen. Obgleich die Grausamkeit des Buches nicht unmittelbar der Ich-Erzählerin widerfährt und sie sich schuldbewusst und entschuldigend zugleich sagt: „So viel Mut kann man von einer Achtjährigen, die ihre Angst nicht loswird, als ‚Überzählige‘ entlarvt zu werden, auch nicht verlangen.“, kann die Rezipient*in ausgezeichnet mit ihr fühlen. Für den schulischen Kontext ist dieses Bilderbuch sehr gut geeignet, um Empathie zu entwickeln für Erlebnisse, dessen Ausmaß für das Schicksal einzelner nur schwer zu ermessen ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von tm; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 13.03.2020

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