Der Tod liegt in der Luft

Autor*in
Lane, Andrew
ISBN
978-3-596-19300-4
Übersetzer*in
Dreller, Christian
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
290
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2012
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Umstände sehen denkbar schlecht aus: langweilige Sommerferien bei den unangenehmen Verwandten. Doch dann stolpert der junge Master Holmes in seinen ersten Kriminalfall. Schnell findet sich eine geeigneter Partner in dem Gassenjungen Matty und als Erwachsenenpendant zum zukünftigen Genie der Tutor Amycus Crowe, der den Schüler Holmes auf den richtigen Weg zum Detektiv führen sollte.

Beurteilungstext

Obwohl es in der Kriminalliteratur nicht mehr sehr kreativ ist, den Zufall in der Urlaubszeit zum Auslöser einer Ermittlung zu machen, bietet es sich hier dennoch an. Der Charakter des Schülers Sherlock Holmes, den Andrew Lane für den Schulalltag geschaffen hat, ist nur außerhalb seines Alltages zu solchen Entwicklungen fähig.
Einem Sherlock-Holmes-Leser erscheint die Figur anfangs ein wenig unpräzise, und der Charakter unpassend für den schrulligen, überlegenen, kühl distanzierten Denker und Logiker. Es ist schwer vorstellbar, dass sein späteres enormes Allgemein- und Detailwissen in unzähligen Fachgebieten bei dem 14jährigen noch so rudimentär sein sollten, dass die offensichtlich hervorragenden familiären und häuslichen Möglichkeiten so ungenutzt verstrichen sein sollten, dass kaum eines der Interessengebiete wenigstens bereits im Kern angelegt sein sollte. Außer der natürlichen Logik und der Fähigkeit zur akribischen Beobachtung ist noch nichts vorhanden.
Der pubertierende, unwissende und unsichere Junge mit der Portion gesunder Neugier und dem Widerspruchsgeist der Jugend ausgestattet ist selbst bei unglaublicher Entwicklung noch sehr weit weg vom literarischen Vorbild. Und obwohl man bei A. C. Doyle nur Bruchstücke der Kindheit und Jugendzeit seines Helden erfährt, passen die vorliegenden nicht wirklich zu dem existierenden Bild. Der Leitsatz seines Bruders Mycroft, keine Thesen aufzustellen ohne die notwendige Fülle aussagefähiger Fakten zu kennen und das Vorgehen seines Tutoren, diese Fakten korrekt zu sammeln und dann auf eigenen Denkwegen zusammen zu fügen, sowie die zähe Konsequenz, mit der der junge Master Holmes seinem Ziel folgt, sind die einzigen Ansatzpunkte, die eine spätere Verknüpfung mit dem großen Detektiv glaubwürdig machen.
Die Handlung ist oft langatmig, stellenweise werden detaillierte Beschreibungen vorgenommen, die ganz nett aber ebenso überflüssig sind. Minutiös beschriebene Kampfhandlungen, in die der Protagonist verwickelt wird, gibt es ebenfalls etliche, die ebenfalls mehr als ausführlich dargestellt so nicht nötig sind. Auch darin weicht der Autor weit von seinem literarischen Vorbild ab. Möglich allerdings, dass sich hier eine Brücke zu jugendlichen Lesern, besonders zu Jungen schlägt, die über solche Textsequenzen zum Buch gelangen.
Die unnachahmliche Art A. C. Doyles, den Leser bis zum Schluss im Unklaren zu lassen und dann mit analytischer Logik die Lösung nachzuvollziehen, vermisst man hier. Dessen knappe Darstellung offensichtlicher Fakten, die sich erst in der Zusammenfassung zu einem Bild runden, werden zerpflückt zu einem Potpourri buntester Eindrücke und Gedankenstränge des Protagonisten.
In einem Nachwort beschreibt Andrew Lane einige seiner Beweggründe, die ihn zu den verschiedenen Motiven und Charakterzügen veranlasst haben, und sie klingen alle stimmig und glaubwürdig. So verfolgt er das Ziel, aus dem Nichts heraus eine Jugend für den berühmten Detektiv zu schaffen, die ihn zu der Doylschen Figur werden lassen. Wie ihm das gelingt, bleibt in den Folgebänden abzuwarten.
Die sprachliche Gestaltung macht sicherlich den größten Teil des schlechten Eindrucks aus. Neben der Langatmigkeit klingen manche Formulierungen und Ausführungen unglücklich, passen einfach nicht. Inwieweit dieser Umstand dem Autoren oder der Übersetzung zuzuschreiben ist, lässt sich hier nicht beurteilen.
Der Einbandentwurf ist sehr ansprechend. Seine beschränkte kühle Farbigkeit, die Silhouette einer Jungenfigur mit erhobenem Schwert, der neblige Dunst über dem Hintergrund und die metallisch anmutenden schartigen Lettern des Titels erzeugen eine geheimnisumwitterte, gefährliche Stimmung. Er hat mit seinem Schriftzug einen hohen Wiedererkennungswert.
Es gibt inzwischen viele "Trittbrettautoren" zu berühmten literarischen Vorlagen, aber es gibt auch bessere.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Wa.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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