Der Tag X. Die Zeit läuft.

Autor*in
Koertge, Ron
ISBN
978-3-423-78193-0
Übersetzer*in
Brandt, Heike
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
140
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Stimmen von 15 Jugendlichen einer amerikanischen Highschool lassen den Leser in Monologen an ihren teils gewaltigen Plänen teilhaben. Ein Schüler schürt seinen Hass sogar so weit, dass er Waffen sammelt und eine Liste derer macht, die er umbringen will.

Beurteilungstext

Während der Junge Boyd den Tag X vorbereitet, sind seine Mitschüler in ihre eigenen Geschichten verstrickt. Sie entwickeln auf individuelle Art und Weise ein eigenes Verhältnis zur Gewalt und für Rache.
Allison denkt über eine gewaltige “Entsorgung” ihres zudringlichen Stiefvaters nach, Joseph nervt das friedliche Hippie-Denken der Eltern, David hält nichts von Gewalt im reellen Leben, liebt aber solche Spiele am Computer, Kelli trennt sich nach längeren Überlegungen von dem dominanten Sportler Damon,...
Nur zwei Schüler bringen konkrete Vorahnungen über den mörderischen Plan ihrer Mitschüler vor und versuchen die Durchführung zu verhindern. Die anderen scheinen zwar davon zu ahnen, aber kümmern sich nicht darum. Entweder wird dieser Tag X billigend hingenommen, oder verdrängt.
Der Autor spiegelt hier ein erschreckendes Zeichen unserer Zeit wider. Lieber wird weggesehen, als das Unheil bekämpft. Der einfachere Weg wird gewählt und eventuelle Opfer billigend in Kauf genommen. Deutlich wird diese Lethargie auch am Ende dieses Romans. Die wenigsten Schüler haben sich das im letzten Moment verhinderte Komplott zu Herzen genommen und ihren Weg geändert. Für viele ist schon wieder der Alltag mit seinen kleinen unbedeutenden Problemen weitaus wichtiger als die Gefahr, die gerade überstanden oder abgewendet wurde.
Die Geschichte hat der Autor zwar in Amerika angesiedelt, aber nicht nur an amerikanischen Schulen ist das Thema präsent und aktuell. Gerade auch nach Ereignissen wie in Erfurt ist das Thema auch an unseren Schulen nicht zu verdrängen.
Die Problematik ist brisant und immer aktuell.
Neu bzw. ungewöhnlich ist die Umsetzung.
Die verschiedenen Jugendlichen erzählen in Monologen, ähnlich einem Stimmengewirr, ihre Empfindungen. Das Ganze ist für den Leser nicht leicht zu durchschauen. Das anfängliche Chaos der verschiedenen Charaktere wird aber letztendlich immer stärker auf einen Punkt gelenkt. Auf den Tag X. Hier laufen alle Stimmen und Gedanken zusammen.
Sehr deutlich wird im Vergleich der Altersgenossen deren unterschiedliche Reifezustände und Sichtweise der Geschehnisse. So ist sicherlich für jeden Charakter eine Identifikationsmöglichkeit dabei, in die sich der Leser hineindenken kann.
Durch den schwierigen Aufbau einer Handlung, die eigentlich keine ist, eignet sich dieses Buch auch zum Lesen im Unterricht in verteilten Rollen, was sicherlich für mehr Klarheit im Rahmen der Lektüre dienen könnte.
Hat man sich aber erst einmal auf diese Art Buch eingelassen, lässt die unterschiedlichsten Monologe, teilweise poetisch, manchmal sehr gewaltig formuliert, auf sich wirken, dann lässt einem die Spannung nicht mehr los. Der Leser will erfahren, um was es hier eigentlich geht.
So scheint nicht nur die Spannung, sondern auch die Geschwindigkeit im Laufe des Buches zuzunehmen und lässt so die Dynamik des Geschehens zum Ausdruck bringen.
Ron Koertge hat ein faszinierendes Buch geschrieben, welches das Thema Gewalt im Bereich Schule, aber auch Gewalt im allgemeinen, ungewöhnlich aber sehr anspruchsvoll angeht.
Diesem Buch sind viele Leser zu wünschen, die sich mit der Thematik auseinandersetzen und vielleicht auch lernen, die Gewalt erst gar nicht entstehen zu lassen. Wie in dem Buch sehr deutlich zum Ausdruck kommt: Gewalt fängt langsam, unbedeutend an und ist ab einem bestimmten Punkt nicht mehr kontrollierbar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPSiS.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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