Der stibitzte Schlaf

Autor*in
Melece, Anete
ISBN
978-3-95614-570-4
Übersetzer*in
Knoll, Matthias
Ori. Sprache
Lettisch
Illustrator*in
Melece, Anete
Seitenanzahl
32
Verlag
Verlag Antje Kunstmann
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
VorlesenBücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Stella kann nicht einschlafen, denn irgendjemand hat ihre Schlaflieferung geklaut. In einer fantastischen Detektivgeschichte zwischen Vater, Kind und einigen Kuscheltieren wird dem Fall in aufregenden Bildern nachgegangen.

Beurteilungstext

Mama muss am Abend noch arbeiten, also bringt Papa Stella ins Bett. Er liest neun Bücher vor, aber das Mädchen wird nicht müde. Also ruft Papa mit dem Spielzeugtelefon beim Schlaflieferservice an. Ein kleines Männchen im Pyjama am anderen Ende der Leitung antwortet mit gelangweiltem Blick, dass bereits eine Portion Schlaf in die Wohnung geliefert und auch angenommen wurde. Der Schlaf wurde stibitzt. Die Kuscheltiere Nilpferd und Flamingo und der Rollhund Bobby fungieren als Detektive und verhören zunächst alle Spielsachen, ehe sie die Wohnung durchsuchen und unter anderem auf eine Meerjungfrau in der Badewanne und einen melancholischen Staubsauger treffen. Die Täterin kann schließlich im Arbeitszimmer überführt werden, denn da schläft die Mama über ihrem Laptop. Der Schlafservice bringt glücklicherweise eine neue Portion und so kann auch Stella ins Traumland entschwinden.
Die relativ einfache Geschichte wird mit wenigen Worten und in einfacher Sprache über handschriftliche Texte als Erzähltexte und Sprechblasen in das Bild eingefügt. Teilweise wird bewusst eine Babysprache aufgerufen, indem Stella beispielsweise „in die Heia“ gebracht wird. Es ist fraglich, inwiefern solche Begriffe die Sprachbildung unterstützen, hier sollen sie eine gebräuchliche Umgangssprache abbilden.
Besonders auffällig sind die Filzstiftzeichnungen der Autorin und Illustratorin, die durch die Technik auch an Kinderzeichnungen erinnern. In leuchtenden grellen Farben zeichnet sie relativ grob aber detailreich die Figuren und ihre Umgebungen, sodass der Farbauftrag deutlich sichtbar ist und die Gemachtheit der Bilder unterstützt wird. Durch vornehmlich monoszenische Bilder in verschiedenen Perspektiven aber auch Bildfolgen als Panels entstehen sehr dynamische Bilder. Mit Hilfe der Illustrationen bekommt man einen authentischen Einblick in die Lebenswelt der kleinen Protagonistin. Stella hat pinke Kleidung und ein rosa Kinderzimmer und erfüllt damit die Klischees eines Mädchens. Durch die berufstätige Mutter werden aber auch differenziertere Rollenvorstellungen aufgerufen. Insgesamt zeigen sich eine Vielzahl popkultureller Referenzen wie eine pinke Tonibox, IKEA Schränke im Kinderzimmer oder zeitgenössische Bilderbücher („Da kommt der Wolf“ von Vincent Bourgeau und Cédric Ramadier, „Alle zählen“ von Kristin Roskifte, „Der ungehorsame Großvater“ von Rebeka Lukošus oder Rotraut Susanne Berners Wimmelbuch), die unter anderem in den Regalen präsentiert werden.
Durch die absurde Handlung des Fantasiespiels zwischen Vater und Kind und den ungewöhnlichen Bildstil entsteht ein witziges, buntes und kurzweiliges Werk, das als Vorlesegeschichte für Kleinkinder – insbesondere vermutlich für Mädchen – eigesetzt werden kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 21.08.2023