Der silberne Jaguar

Autor*in
Schulz, Hermann
ISBN
978-3-551-58176-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
181
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der silberne Jaguar steht im Mittelpunkt der Handlung. Eine Frau aus Weißrussland soll den gebrauchten Rollstuhl, den Rufus zu einem Luxusrollstuhl verwandelt hat, bekommen. Tante Josephine möchte, dass Rufus den Rollstuhl persönlich übergibt und nimmt den pubertierenden Neffen mit in das durch die Tschernobyl-Katastrophe verstrahlte Gebiet. Aber kurz nach der Ankunft wird der Rollstuhl gestohlen. Auf der Suche nach dem Rollstuhl lernt Rufus das Leid der dort lebenden Menschen kennen.

Beurteilungstext

Das Thema dieses Jugendbuches ist - gerade, weil die Tschernobyl-Katastrophe schon über zwanzig Jahre zurück liegt - besonders wichtig. Die Folgen des schrecklichen Atomunglücks sind für die Menschen in den verstrahlten Gebieten auch dann noch zu spüren, wenn die Katastrophe in vielen Köpfen in Vergessenheit geraten ist. Deshalb ist das Erinnern ein unverzichtbares Mittel, um auf die Gefahren des Umgangs mit der friedlichen Nutzung der Kernkraft aufmerksam zu machen.
Eingepackt ist das Thema in eine Handlung, die von einem deutschen Jungen erzählt, der mit seiner Tante nach Russland fährt, um dort einen Rollstuhl an eine Frau zu übergeben. Aber bis die beiden in der weißrussischen Stadt Svetlagorsk ankommen, vergeht fast ein Viertel der Erzählzeit. Schade! Denn die ersten 25 Seiten wirken konstruiert, können sprachlich nicht überzeugen und beinhalten Klischees, die völlig unsinnig erscheinen.
Bei dem jungen Rufus handelt es sich um einen Jungen, der sich bei seiner Tante auf das Abitur vorbereiten soll, während sich die Eltern beruflich im Ausland aushalten. Die Tante soll, als Lehrerin einer Waldorfschule, den Jungen mit ihren alternativen Erziehungsmethoden auf Kurs bringen. Denn Rufus "sei extrem nervös, habe eine große Klappe, sei an nichts wirklich interessiert, erschreckend unsensibel und manchmal sogar bedenklich spießig." Dieser nervöse Junge erhält natürlich Beruhigungstabletten und Tante Josephine weiß auch gleich einen Ausweg aus der Hyperaktivität: "'Diese chemischen Bomben? Geh lieber regelmäßig joggen." Kein schlechter Vorschlag der Tante, die außerdem politisch korrekt, ehrenamtlich tätig und alternativ denkend ist. Aber spricht aus ihr nicht der Autor, der das Thema ADHS als Klischee nutzt, um die Entwicklung des Protagonisten überdeutlich werden zu lassen.
Besonders konstruiert wirkt die Anfangsszene, in der Rufus, der an einer Tankstelle als Aushilfe arbeitet, einem behinderten Mann die Möglichkeit verwehrt, die Toilette zu benutzen. Dass es sich dabei um den neuen Schulleiter handelt, der aus Mitleid die Stelle in der Schule erhalten hat (obgleich eigentlich Tante Josephine diese Stelle zugestanden hätte), erfährt Rufus erst später. Diese Handlung ist die Vorgeschichte und soll den Grund dafür liefern, dass Rufus den gebrauchten Rollstuhl repariert und selbst nach Russland bringt. Jugendliche Leser müssen diesen Teil also zunächst überstehen, um zu der eigentlichen und wirklich guten und zudem spannenden Handlung zu gelangen.
Aber nicht nur die Spannung der Handlung macht das Buch am im Ende zu einem lesenswerten Buch, sondern auch die Verwebung der Themen. Die Geschichte des jungen Weißrussen, der an den Folgen der Tschernobyl-Katastrophe sterben musste, die Freundschaft zu der jungen Jana und die Probleme des Diebes Oleg werden realitätsnah ineinander verkettet. Im Hintergrund sind immer wieder die russischen Lebensverhältnisse zu spüren und bringen dem Leser das Leben in dieser Region Russlands so nahe, dass er sich möglicherweise wünscht, dieses Land und die Menschen ebenfalls kennen lernen zu wollen. Ein Buch, das trotz aller Kritik, wichtig ist, gelesen zu werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Beu.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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