Der Schiffsjunge - Die wahre Geschichte der Meuterei auf der Bounty
- Autor*in
- Boyne, John
- ISBN
- 978-3-596-81207-3
- Übersetzer*in
- Heckmann, Andreas
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 639
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- –
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Zwölf Monate Gefängnis oder Diener des Kapitäns auf der Bounty - der 14-jährige John braucht nicht lange überlegen, um sich zu entscheiden. Fast zwei Jahre wird er zur See fahren und durch eine harte Schule gehen. Er erzählt den Lesern die Geschichte der Meuterei auf der Bounty in einem neuen Licht.
Beurteilungstext
John Jacob Turnstile ist Waise und lebt, seit er etwa fünf Jahre alt ist, zusammen mit anderen Jungen im Haus von Mr Lewis. Der schickt die kleinen Jungen als Taschendiebe auf die Straße und zwingt die Älteren zusätzlich zur Prostitution. Im britischen Portsmouth des Jahres 1787 haben Jungs wie John keine Aussicht auf Mitgefühl oder gar Hilfe. Als er zum wiederholten Mal beim Taschendiebstahl erwischt wird, verurteilt ihn ein sarkastischer Richter zu 12 Monaten Gefängnis. Doch John kann es kaum glauben: Der von ihm bestohlene Gentleman haut ihn aus den Fängen der Justiz und verfrachtet ihn auf die Bounty, die noch am selben Tag in See sticht.
John steht in der strengen Hierarchie an Bord an unterster Stelle. Doch er weiß seinen Schlafplatz in einer Hängematte im Gang vor den Offizierskajüten auch zu schätzen. Er bekommt hautnah die Diskrepanzen zwischen dem Kapitän und den Offizieren mit und erfährt auch einiges andere von dem, was hinter den Kulissen läuft. In Johns Augen ist Kapitän Bligh ein gerechter und umsichtiger Mann. Dennoch kommt es kurz nach der Abreise von Tahiti zur Meuterei. Der Kapitän und alle, die sich ihm anschließen, werden in einem winzigen Beiboot ohne Wasser und Vorräte ausgesetzt. Doch sie schaffen das Unmögliche: Nach 48 Tagen auf See erreichen sie fast verhungert und verdurstet das rund 4000 Meilen entfernte Timor und werden in einer holländischen Kolonie gesund gepflegt. 13 der ursprünglich 19 ausgesetzten Seeleute haben überlebt - unter ihnen John.
Ich-Erzähler John ist ein Mensch mit einem ausgeprägten Urteilsvermögen und einer guten Portion Selbstironie. Als scharfer Beobachter lässt er seine Welt für die Leser lebendig werden - die Gassen von Portsmouth ebenso wie den Strand von Tahiti. Obgleich der junge John sich keine Emotionen leisten kann, transportiert er die Stimmungen seiner Szenen ganz hervorragend. Er ist ein Mensch, der das abgrundtief Schlechte in den Menschen gesehen hat und der immer wieder überrascht ist, wenn ihm jemand Gutes tut. John ist ein glaubwürdiger Zeitgenosse des 18. Jahrhunderts, der dennoch einen Draht zu den jungen Lesern von heute hat.
John Boyne hat einen packenden historischen Roman geschrieben. In wie weit seine Darstellung den Anspruch auf Wirklichkeitstreue erhebt, dazu lässt er sich nicht ein. Immerhin hat er aber wohl ein umfangreiches Quellen- und Literaturstudium betrieben. In jedem Fall ist “Der Schiffsjunge - Die wahre Geschichte der Meuterei auf der Bounty” nicht nur eine fesselnde, sondern auch eine lehrreiche Geschichte.