Der Scherbensammler

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• Freundschaft

Teaser

Mina findet sich mit blutigen Händen und Kleidern neben ihrem toten Vater liegend. Sie weiß nicht, was geschehen ist und flüchtet aus dem Haus. Jette findet sie und nimmt sie mit in ihre WG, in der sie mit ihrer Freundin Merle lebt. Doch mit Mina haben sich die beiden Mädchen ein echtes Problem aufgeladen.

Beurteilungstext

Jette und Merle tauchten als Protagonisten-Team bereits in zwei Vorgänger-Krimis der Autorin auf ( Der Erdbeerpflücker, Der Mädchenmaler). Doch mit der hilflos wirkenden, einsilbigen Mina haben sich die beiden Freundinnen einen ganz speziellen “Problemfall” ins Haus geholt: Das Mädchen, von dem nicht feststeht, ob es seinen Vater, den Vorsteher einer dubiosen religiösen Gemeinschaft, getötet hat oder nicht, ist eine multiple Persönlichkeit. Da ist es nur ein Glück, dass Jettes Mutter, eine Schriftstellerin, mit Minas Psychotherapeuten Tilo Baumgart liiert ist. Tilo hält es für gefährlich, Mina der Polizei auszuliefern und so bleibt Mina zunächst bei den Freundinnen - bis sie bei einem “Freigang” wieder nach Hause findet - und einen neuen Mord provoziert! Der Mörder, Minas Jugendfreund Ben, kann Minas Reaktionen auf sein Liebesgeständnis nicht richtig einordnen und rastet aus. Er kidnappt alle drei Mädchen und droht Jette und Merle ebenfalls umzubringen. Doch natürlich (und glücklicherweise!) ist die Polizei noch rechtzeitig zur Stelle, denn möglicherweise werden die Freundinnen ja noch für einen weiteren spannenden Thriller gebraucht!
Atmosphärisch dicht, geheimnisvoll und sehr spannend entwickelt die Autorin ihre Geschichte um das zarte Mädchen Mina, das von dem brutalen Vater vor “frommem Publikum” geprügelt, bloßgestellt, niedergemacht wurde; die Mutter war zu schwach, ihr Hilfen zu geben. Die außergewöhnlichen Handlungsabläufe sind nachvollziehbar; der wahre Täter bleibt bis fast zum Schluss im Hintergrund. Mit Sorgfalt und (psychologischer) Sachkenntnis entwickelt die Autorin in ihrer Hauptfigur eine multiple Persönlichkeit mit wechselnden Identitäten, deren jeweilige “Verwandlung” sie faszinierend und feinfühlig beschreibt. Auch auf die Darstellung der Nebenfiguren (vor allem der beiden Freundinnen) wird viel Sorgfalt und Sensibilität verwandt. Anrührend geschildert wird auch der Umgang Jettes mit Demenzkranken in einem Alten- und Pflegeheim. Die Hinweise auf die früheren Krimi- Erfahrungen der beiden Freundinnen wären hingegen verzichtbar gewesen.
Alles in allem ein sehr interessanter, spannender Krimi, der “unter der Hand” auch noch Kenntnisse über multiple Persönlichkeiten vermittelt. Herzlich empfohlen für nicht gar zu junge Leser/innen (ab ca. 15/16 J.)