Der rechte Weg

Autor*in
Blobel, Brigitte
ISBN
978-3-570-15551-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
293
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Linda ist 16, als sie ihren Freund mit Ceylan knutschen sieht. Im Augenblick tiefster Verzweiflung spricht sie der sympathische Hannes an. Fast verliebt sie sich in ihn, wenn da nicht die merkwürdigen Freunde wären. Hannes ist ein intelligenter Neonazi und beide werden Zeuge eines Übergriffs. Linda ist völlig ratlos. Sie lernt die Dolmetscherin des neuen Flüchtlingsheimes kennen, der sie sich anvertraut. Die weiß Rat und schaltet die Polizei ein.

Beurteilungstext

Die abstruse Gedankenwelt der Neonazis ist nicht ganz einfach zu beschreiben, das merkt man diesem engagierten Roman Brigitte Blobels auch an, eingangs erscheint er recht holzschnittartig, gerechter Weise muss man auch sagen, dass das Denken dieser Rechten eher grobschlächtig ist und außer in reinen Sprechblasen wenig Differenziertes aufweist. Zudem bleibt die Autorin auktorial eng an ihrer Protagonistin, der politisch völlig unbedarften, einigermaßen einfach gestrickten 16-Jährigen. Und um sie geht es hier, wie sie naiv und nichts hinterfragend in die Fänge der Neonazis gerät. Sie erliegt dem etwas altmodischen Charme des Oberstufenschülers Hannes, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie gerade von ihrem bisherigen Freund zutiefst gekränkt wurde. Anfangs ist sie lediglich verwundert über die merkwürdigen Freunde von Hannes, sie amüsiert sich über deren Bemühen, angelsächsische Wörter zu vermeiden. Dass ihr Lachen bei den Freunden gar nicht ankommt, ist ihr schon fast unheimlich - allerdings ohne Konsequenzen.
Sie fährt mit ihnen nach Dresden (und weiß nichts - nichts von dem 1945er Bombardement, nichts von der Diskussion darum, nichts von den rechten Protesten, nichts vom Aufmarsch der Neonazis zum Jahrestag) und gerät in eine ihr nur abstrus vorkommende Demonstration. Auf der Rückfahrt allerdings geschieht Fürchterliches: Einer der Freunde Hannes´, die ihr zunehmend ganz konkret Angst machen, erschlägt fast einen Schwarzen an der Raststätte, sie fliehen - ihr alleine bleibt die Angst, nur sie empfindet überhaupt irgendwas. Selbst als die Chemische Reinigung von Ceylans Familie zerstört wird, traut sie sich nicht aus sich heraus.
Nur der Zufall führt Corinna ins Haus ihrer Eltern, die Zimmer vermieten. Corinna ist Dolmetscherin im Flüchtlingsheim, in das soeben syrische Flüchtlinge gezogen sind. Die beiden Mädchen kommen ins Gespräch und langsam öffnet sich Linda in ihrer Hilflosigkeit. Sehr zögerlich, immer wieder versucht sie, unangenehmen Nachfragen auszuweichen. Aber Corinna ist dabei hellhörig geworden und greift dann ein, als Linda auch noch konkret von einem Schlägernazi bedroht wird. Knapp bevor noch mehr passieren kann, weiß Corinna so viel, dass sie die Polizei benachrichtigen kann, die tatsächlich sofort eingreift - in dem Augenblick, in dem die Situation zu eskalieren droht.
In einem Nebenerzählstrang liest man von einer Flüchtlingsfamilie, was sie überhaupt in die BRD bringt, wie sie dieses Land empfindet und was sie sich hier erhofft. Alleine diese relativ kurze Passage macht das Buch zu einem Gewinn für junge Leser, die es sich ja kaum vorstellen können, unter welchen Umständen überhaupt jemand auf die Idee kommen kann, das gesamte Leben hinter sich zu lassen und in ein Land zu fliehen, von dem sie nichts wissen.
Brigitte Blobels Stärke ist es, die Schwäche des unsicheren Mädchens zu zeigen, begreiflich zu machen und zu verstehen: das alles kann dir genauso passieren. Und du musst keine Heldin sein, dagegen etwas zu unternehmen. Du musst nur wissen, wem du deine Fragen, deine Zweifel, deine Bedenken gegenüber äußern kannst. Die Kunst in der Realität ist es also vor allem, den rechten Gesprächspartner zu finden, der dich auf den rechten Weg zurück führt, nicht auf dem RECHTEN WEG alleine lässt.
Cjh14.09

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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