Der Rattenfänger von Hameln

Autor*in
Baas, Thomas
ISBN
978-3-89955-766-4
Übersetzer*in
Kennel, Odile
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Baas, Tomas
Seitenanzahl
48
Verlag
Die Gestalten Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

In Hameln bricht eine Rattenplage aus und die Menschen sind verzweifelt. Doch dann erscheint ein Mann, der eine einfache Lösung kennt. Doch weil er seinen Lohn nicht erhält, stürzt er die Stadt ins Unglück.

Beurteilungstext

Die Geschichte vom Hamelner Rattenfänger gehört zu den bekanntesten deutschen Sagen und ist über die Brüder Grimm in der ganzen Welt populär gemacht worden. Im Kleine Gestalten Verlag erscheint nun eine Neuerzählung von Marine Tasso mit Bildern von Thomas Baas.
Und tatsächlich nutzt die Autorin diesen Anlass, die Geschichte – ganz vorsichtig - neu zu interpretieren. Die Hamelner werden zugespitzt als gefräßige und selbstsüchtige Menschen dargestellt, der geprellte Lohn ist damit nur folgerichtig und erwartbare Konsequenz ihres abschätzigen Handelns dem Wundertäter gegenüber. Die Plage selbst wird zugespitzt, im Kontext des Weihnachtsfests verortet und damit besonders anschaulich dargestellt, die Allgegenwart der Ratten und die Bedrängnis der Bürger durch die Lebensmittelverknappung plausibilisiert. Weiterhin wird der knappe Bericht der Sage szenisch leicht ausgebaut und erzählerischer gestaltet.
Allerdings erfolgt diese interpretierende Ausgestaltung des Textes nicht ohne Widersprüche. Der totalen Vernichtung aller Lebensmittel durch die Ratten steht das Festmahl der Bürger gegenüber, als die Ratten endlich vertrieben sind, die herzlose Haltung der Hamelner Eltern bewahrt sie nicht vor einer so gar nicht gleichgültigen Reaktion auf die Kinderentführung. So passen märchenhafte Typisierungen und Handlung oft nur schwer zusammen und die Geschichte verliert an Eindrücklichkeit. Und so geht auch leider die Pointe etwas unter, die des Rattenfängers „Rache“ in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.
Das ist schade, denn Thomas Baas‘ Illustrationen lohnen die Lektüre durchaus. Die großformatigen Bilder zeigen in wenigen plakativen Farben und schablonenhaft-monochromen Flächen eine typisiert-vereinfachte Stadtszenerie. Die Ratten als schwarze Wesen nehmen mitunter das ganze Bild ein und tauchen die Stadt in ein bedrohliches Dunkel, das Menschen und Häuser zum Verschwinden bringt. Mit verstecktem Witz und klugem Farbeinsatz inszeniert er die Sage in einer Retrooptik, die doch modern und zeitgemäß wirkt.
So kann das Buch zum Betrachten einladen. Der Text kann dazu auch leicht erzählt werden, so dass die textlichen Einschränkungen nicht unbedingt ins Gewicht fallen.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 17.02.2017

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