Der Pavillon in den Dünen
- Autor*in
- Strevenson, Robert Louis
- ISBN
- 978-3-86648-295-1
- Übersetzer*in
- Deprijck, Lucien
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 160
- Verlag
- Mare
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 20,00 €
- Bewertung
Teaser
Ein rauer schottischer Nordseestrand voller Treibsandfelder zwischen rauem Wind und tiefhängenden Wolken: Vor dieser Kulisse kämpft der missanthropische Abenteurer und Vagabund Frank Cassilis um die Liebe der Bankierstochter Clara Huddlestone, indem er den heldenhaften Versuch unternimmt, ihren korrupt gewordenen Vater vor seinen rachsüchtigen Verfolgern zu retten.
Beurteilungstext
Stevensons abenteuerliches Prosastück "Der Pavillon in den Dünen", das am ehesten als spätes Frühwerk eingeordnet werden muss, besticht durch seine packende Dramaturgie und sein moralisch ambivalentes Figurenensemble, das bereits auf unvergessene Figuren wie Long John Silver, Dr. Jekyll und Mr. Hyde und den Master von Ballantrae hindeutet. Sowohl der Protagonist Cassilis als auch sein Gegenspieler Northmour verlieren im Laufe des Textes häufig ihren moralischen Kompass, um ihn nur wenige Seiten später durch einen unfassbaren Salto mortale wiederzufinden.
Für einen Roman deutlich zu kurz und für eine Erzählung zu lang und zu komplex gleicht der Aufbau des Prosastücks am ehesten einer Novelle. Sowohl der Umfang von knapp 140 Seiten, die Ich-Perspektive des Helden, als auch die Retrospektive aus der erzählt wird, weisen darauf hin. So weiß die Leser*in von der ersten Seite an, dass Cassilis Kampf gegen Northmour erfolgreich sein wird und er Clara Huddlestone am Ende zum Traualtar führt.
Die Spannung entsteht durch das „Wie“ der Handlung. Der Plot allein ist eher unspektakulär: Ein betrügerischer Bankier, der von rachsüchtigen und mordlustigen italienischen Verfolgern im Abseits der schottischen Provinz unterzutauchen versucht, wird von Northmour im Tausch gegen seine Tochter bei Flucht und Versteck unterstützt. Der Held Cassilis stolpert eher durch Zufall in die Szenerie und verwandelt sich für die Tochter des Bankiers zur „deus ex machina“, der die junge Frau aus den dreifachen Fängen von Vater, Northmour und Verfolgern befreit. Die Spannung für die Leser*innen entsteht vor allem durch den kammerstück-artigen Charakter der Novelle. Jedes Kapitel kommt daher wie der Akt eines Dramas, in dem sich Rede und Gegenrede der Figuren steigern bis zum finalen Höhepunk im letzten Kapitel. Die Zahl der Personen ist überschaubar, die Figurenkonstellation der vier Protagonist*innen (Cassilis, Northmour, Bankier und seine Tochter Clara) wie geschaffen für ein Bühnenstück. V.a. da die drei Männer in ihrer (moralischen) Ambivalenz – Clara ist über jeden Verdacht erhaben - die Handlung permanent in der Schwebe halten, und die Leser*in bis zur vorletzten Seite rätselt, wie aus dieser Konstellation noch eine glückliche Ehe hervorgehen soll.
Nicht wenige Interpret*innen lesen den „Pavillon“ als Allegorie auf Stevensons große Liebe und spätere Ehefrau Fanny Osborn, die Robert Louis nach zähem und langjährigem Kampf aus ihrer ersten und lieblosen Ehe befreit hat, um mit ihr später auf einer Südseeinsel glücklich zu werden. Doch auch ohne dieses biographische Detail ist und bleibt der „Pavillon“ eine lohnende Lektüre. Schon Arthur Conan Doyle befand zu Lebzeiten des Schriftstellers: „Nach wie vor eine der bedeutensten Erzählungen der Weltliteratur.“