Der Löwe des Herrn Dürer

Autor*in
Gralle, Albrecht
ISBN
978-3-905871-09-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
/
Illustrator*in
Grüniger, Doris (Umschlaggest.)
Seitenanzahl
240
Verlag
Bajazzo
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Besuch im Albrecht-Dürer-Haus kann für Ben nur langweilig sein. Doch dann erlebt er eine spannende Zeitreise und begegnet dabei sogar dem berühmten Maler persönlich.

Beurteilungstext

Eigentlich hat Ben keine Lust mit seinen Eltern zu Tante Dias Geburtstag nach Nürnberg zu fahren - und von einem gemeinsamen Besuch mit der Verwandtschaft im Dürer-Haus verspricht er sich schon gar nichts. Doch dann wird es spannend: Zusammen mit seiner Cousine Kati befindet er sich plötzlich im Jahr 1510. Er und Kati begegnen nicht nur dem berühmten Maler in seiner Werkstatt, vielmehr erkennen sie auch, dass die Zeit Albrecht Dürers eine Zeit der Erfindungen, Entdeckungen und der kulturellen Veränderungen war, deren Auswirkungen noch heute, nach einem halben Jahrtausend, zu spüren sind.
Durch eine faszinierende, niemals konstruiert wirkende Verflechtung von literarischer Fiktion und belegbaren Fakten lässt der Autor zwei Kinder der heutigen Zeit dem Maler Albrecht Dürer, seinem Werk, seinen Techniken der bildlichen Darstellung und Menschen begegnen, die vor über 500 Jahren in der Zeit des Umbruchs zwischen ausgehendem Mittelalter und beginnender Neuzeit lebten. Geschickt sind die Situationen gestaltet, in denen sich herausstellt, dass die beiden Kinder aus dem 21. Jahrhundert in ihrer Kenntnis der Bilder, die Dürer nach 1510 schuf, dem Meister voraus sind. Während sie bereits Dürers Bild “Hieronymus im Gehäuse” mit Darstellung des Löwen kennen, hat der Maler selbst sich das erst vorgenommen und sagt: “Ja, irgendwann werd ich den Hieronymus in seiner stub malen und ein zahm löwen dabei”. Im Gespräch mit Dürer erfahren sie - und mit ihnen die Leser - dann auch, “ein alt geschicht. Man erzählet, als Hieronymus die Bibel ins lateinisch bracht hat, hätt er bei seiner wanderung ein löwen gsehen, der einen dorn in der pfot ghabt hät.” Sie erfahren auch, dass er die Darstellung der allgemein bekannten “Betenden Hände” im Jahr 1510 “nur geübet (hät) für die händ von einem Apostel.” Die sprachliche Gestaltung der Dialoge wirkt überzeugend und oft humorvoll, so z.B., wenn Ben beim Lesen des Kürzels ps 31,2 meint, “Ob das was mit Pferdestärken zu tun hat?” und erst später erfährt, dass es sich um Psalm 31,2 handelt. Zum Glück kann seine Cousine Kati den dazugehörenden lateinischen Satz übersetzen, denn schließlich hat sie Latein als Unterrichtsfach. Zum Schluss des bis zuletzt spannenden und lehrreichen, aber niemals aufdringlich belehrenden Romans ist es Tante Dia, die zwar - wie sie sagt - “herzkrank aber nicht blöd ist”, die die Zeitreise der Kinder durchschaut, sie vielleicht sogar in Gang gesetzt hat. Wenn sie auf Albrecht Dürers “Allerheiligenbild”, von dem ein Ausschnitt im Anhang des Buches zu sehen ist, in zwei Figuren “Ähnlichkeiten” mit Ben und Kati entdeckt, dann sind auch die Leser des Romans angeregt, sich in deren Physiognomien zu vertiefen und Albrecht Dürer auch als ein Meister der Porträtmalerei zu entdecken. Ein sehr lesenswertes Buch!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Wie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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