Der kürzeste Tag des Jahres

Autor*in
Dubosarsky, Ursula
ISBN
978-3-7641-7006-6
Übersetzer*in
Steinhöfel, Andreas
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
154
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Samuel lebt mit seinem Vater, seiner Mutter, seiner Halbschwester und seinem Großvater in Sidney. Was zunächst wie eine etwas kuriose, aber gut funktionierende Patchwork-Familie scheint, birgt unter der Oberfläche ein Gewirr aus Geheimnissen, Andeutungen, Halb-Informationen, Verdächtigungen und Lügen. Ein Gewirr, welches Samuels Tod bedeuten könnte.
Denn an seinem 12. Geburtstag dem 21. Juni, dem kürzesten Tag des Jahres, verschwindet Samuel plötzlich.

Beurteilungstext

Er verschwindet, scheinbar ohne eine Spur zu hinterlassen und ohne Grund. Doch auch wenn sein Verschwinden zunächst nicht nachvollziehbar und die Familie unvorhersehbar zu treffen scheint, ist es doch vielmehr das Symptom einer verzweigten und verästelten Problematik, die das Leben der Familie kennzeichnet.
Da ist der exaltierte Opernsänger und Vater Elkanah, der auch gefühlsmäßig noch zwischen seiner geschiedenen Frau und seinen Töchtern in Melbourne und seiner Familie in Sidney zu pendeln scheint und der um die Liebe und Treue seiner Ehefrau zu testen einen Umzug nach Philadelphia erfindet. Da ist seine Frau Hannah, die vielleicht, aber vielleicht auch nicht eine Affäre hat.
Da ist Samuels Schwester, Theodora, die als Baby aufgrund der Wochenbettdepression ihrer Mutter zu Elkanah und Hannah kam und sich schreibend mit ihrer Welt auseinandersetzt. Und da ist Samuels Großvater, dessen gesamte Familie im Nationalsozialismus umkam und der sich nun um keinen Preis von seinem Enkel trennen will.
Und schließlich Samuel selbst. Samuel, der verschwindet.
Genau dieses Geflecht und dieses so zerbrechliche Familienkonstrukt, was durch Elkanahs Lüge fast zerstört wird, wird durch den sehr zurückhaltenden und trickreich mit Spannungsaufbau arbeitenden Erzählstil auf der Ebene der Narration selbst vorgeführt. Ebenso wie die einzelnen Familienmitglieder einen sehr eingeschränkten Blickwinkel auf die Ereignisse haben, erhält auch der Leser selbst die notwendigen Informationen und Hintergrundgeschichten nur stückweise. Gemeinsam mit den Charakteren kann er sich dabei auf die Suche nach den einzelnen Puzzleteilen begeben, die dann die Geschichte in ihrer Tragweite erkennen lassen.
Die Idee, die Welt und das eigene Leben über den narrativen Prozess des Schreibens zu ordnen und damit auch zu verstehen, wird dabei eben nicht nur auf der Handlungsebene selbst vorgeführt — worauf auch der Originaltitel des Buches verweist — sondern auch über den Erzählstil selbst.
In genau dieser Verflechtung liegt dabei die besondere Stärke der Erzählung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von StJ.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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