Der Krakeeler

Autor*in
Port, Moni
ISBN
978-3-407-76134-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Waechter, Philip
Seitenanzahl
36
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Weinheim
Jahr
2014
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eigentlich geht es dem Katzenmädchen Helene gut. Sie spielt hervorragend Trompete und verbringt gerne Zeit mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder. Doch das harmonische Familienleben wird immer wieder gestört, denn ihr Vater ist ein Schreihals: ein Krakeeler. Eines Tages beschließt Helene, dieses ständige Getobe zu verlassen und zieht mutig in die Welt hinaus. Ob das ihren Krakeeler-Vater besänftigen kann? Ein liebvoll gezeichnetes Buch mit versteckten Botschaften für Eltern und Kinder.

Beurteilungstext

""Macht´s gut, aber ich habe beschlossen, kein Krakeeler zu werden."" Mit diesen Worten verlässt das junge Katzenmädchen Helene ihr zu Hause. Erst vor wenigen Tagen erklärte ihr ihre Mutter, was ein Krakeeler ist: jemand, der nicht normal sprechen konnte, sondern immer schreien musste. So wie Helenes Vater. Für Helene steht schnell fest: so möchte ich nicht werden und entscheidet, ihr Leben zu ändern.
Was können Kinder machen, wenn Eltern zu Hause ihre schlechte Laune und ihre Probleme an der Familie auslassen? Eben, nicht viel, obwohl sie darunter leiden. Philip Waechter und Moni Port wagen in ihrer amüsanten, aber doch ernsten Geschichte einen anderen Weg. Sie stellen dem Leser eine lebenslustige wie mutige und starke Hauptfigur vor, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Helene sucht sich einen Ort, in dem sie sich nicht nur wohler fühlt, sondern wo sie sich ihren Bedürfnissen entsprechend verwirklichen kann. In ihrem Fall geht das nur außerhalb ihrer Familie, ohne ihren Vater.
Dass das in der Wirklichkeit und erst Recht als kleines Kind nicht einfach so möglich ist, ist klar. Aber Waechter und Port scheuen sich in ihrem Bilderbuch für Kinder ab vier Jahre dennoch nicht vor dieser Art der Konfliktlösung. Sie zeigen damit auf, dass es gut ist, gegen das, was einem nicht gefällt, anzugehen. Sie ermutigen, Dinge nicht einfach hinzunehmen, sondern die Veränderung zu suchen. Manchmal braucht es einen solchen Schritt, um scheinbar vorgefertigte Wege neu zu strukturieren - eine Botschaft, die in erster Linie natürlich an den erwachsenen Leser gerichtet ist. Es bleibt an dieser Stelle offen, wie die jüngsten Buchbetrachter Helenes Auszug in die Welt, weg von der doch so geliebten Familie, beurteilen.
Das Zusammenspiel von Bild und Text dürfte aber Jung wie Alt begeistern. Waechter glänzt mit seinen detailverliebten und großflächigen Bildern, die mit den prägnanten wie sensiblen Sätzen von Port in einen wahren Gedankenaustausch treten. Beschreibt sie Helene in ihrem harmonischen Alltag Trompete spielend, mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, wählt er warme, pastellige Töne, die Ruhe ausstrahlen und von Sanftmut und Stille erzählen. Sie wählt kurze, einfühlsame Sätze, die fast leichtfüßig von Helenes Alltag ohne ihren Vater berichten. Während er die Katzenfamilie vermenschlicht mit lachenden Gesichtern und unbekümmerten Gemütern zeichnet.
Die Szenerie ändert sich, kommt der Krakeeler ins Bild. Wieder greifen Bild und Text gemeinsam in das Geschehen ein, als würde Helenes Vater tatsächlich die Idylle zerstören. So tobt der Vater durch zwei Doppelseiten ohne Bildhintergrund, wild gestikulierend, mächtig und rücksichtslos. Sein lautes Gebrüll, in ebenso dominanten wie anklagenden Großbuchstaben dargestellt, rückt auf dem leeren Blatt sofort ins Blickfeld des Buchbetrachters und zerstört dabei genauso den zuvor gezeichneten Einklang wie der Krakeeler selbst sein Familienleben.
Erst im zweiten Teil des Buches nähern sich die leisen und lauten Passagen nach und nach einander an, wodurch auch Bild und Text sich stückweise angleichen. Denn Helene und ihr Vater treffen sich nach einiger Zeit wieder. Der Krakeeler, der mittlerweile keiner mehr ist, ist aus Sorge um seine Tochter ruhiger geworden und verspricht im Vorfeld, nicht mehr so laut zu sein. Überlagernde Großbuchstaben verschwinden, der Vater selbst wird auf einem warmen Bildhintergrund gezeichnet. Einzig auf der letzten Doppelseite krakeelt der Vater ein letztes Mal, als er seiner Tochter auf der Bühne ein stolzes ""BRAVO"" zu ruft. Diesmal freut sich Helene sogar darüber. Beide Welten scheinen nun miteinander vereint.
Auf dem letzten Bild, ohne Text, stehen sich Vater und Tochter einander zugewandt und lächelnd gegenüber. Hier darf sich der Leser selbst ausmalen, ob und in welcher Form eine Aussprache zwischen den beiden stattfindet und wie dies nachfolgend das Familienleben beeinflussen könnte. Ein offenes Ende, das sowohl Eltern als auch Kinder zum Nachdenken und Weitererzählen geradezu einlädt.

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Diese Rezension wurde verfasst von SI.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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