Der Koffer

Autor*in
Naylor-Ballesteros, Chris
ISBN
978-3-7373-5704-3
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Naylor-Ballesteros, Chris
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Als ein Fremder mit nichts als einem Koffer auftaucht, sind die Tiere sehr misstrauisch. So einen wie den haben sie noch nie gesehen.
Und was hat er nur in seinem Koffer? Als der Fremde einschläft, wollen sich die Tiere Gewissheit darüber verschaffen, ob er die Wahrheit gesagt hat. Doch das geht nur, wenn sie den Koffer aufbrechen.

Beurteilungstext

Eines Tages taucht ein Fremder auf, der ganz merkwürdig aussieht: ein Wesen, ein länglicher, grünblauer Kleks mit dünnen kurzen Beinen und ebensolchen Armen und großen Augen, traurigen Augen. Überhaupt sieht er traurig und erschöpft aus und schleppt diesen riesigen Koffer.
Er trifft auf drei Tiere, einen Fuchs, einen Hasen und einen Vogel, die sich sehr über ihn wundern, nicht nur über sein Aussehen, auch darüber, was er erzählt. Er behauptet nämlich, er hätte eine ganze Landschaft mit Meerblick, eine Hütte mit Teeküche, Tisch, Stuhl und eine Tasse in seinem Koffer.
In "Der Koffer" erzählt Chris Naylor-Ballesteros auf schlichte und zugleich berührende und tiefgründige Art vom Fremdsein und Ankommen in einem neuen Kreis, das mit Neugier und Misstrauen der Ortsansässigen beginnt und sich bis zum kollektiven Übergriff steigert.
Es ist beeindruckend, wie tief Naylor-Ballesteros dieses menschliche Phänomen, das sich täglich und überall auf der Welt in zig Facetten, im Großen wie im Kleinen, abspielen kann, gedanklich durchdrungen hat, um es so dicht, reduziert und unmissverständlich, einer Essenz gleich, in Bild und Text zu gießen.
Durch die kongeniale Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn wird deutlich, worum es sich hier handelt: um eine astreine Dichtung.
Das Schöne daran ist, dass das Ganze von einer wunderbar leichten Textur ist und nicht eine Spur von einem moralischen oder pädagogischen Zeigefinger trägt, sondern durch Humor und Verständnis punktet.
Naylor-Ballesteros Tiere sind zutiefst menschlich veranlagt, sympathisch, humorvoll und fehlbar. Schon minimale Variationen seines präzisen Strichs spiegeln deutliche Empfindungen, die man mit den Kindern „lesen“ üben kann.
Die Textmenge ist so überschaubar, dass sie auch für Leseanfänger*innen geeignet ist und die kurzen und prägnanten Dialoge laden förmlich zum Rollenspiel ein. Nicht nur durch das Spiel gewinnt die Konstellation der Charaktere an Gewicht. Das gemeinsame Lesen eröffnet sehr viel Raum zum Nachdenken und Philosophieren: Was ist die Wahrheit? Wer hat welches Recht? Und was macht man denn, wenn man so neugierig ist, wie der Fuchs? Wie viel Mut braucht man, um einen Fehler einzugestehen und wie kann man etwas, das sich als großer Fehler herausgestellt hat, wieder gut machen? Und wieso träumt wohl jemand, der nur einen Koffer besitzt, davon, wegzulaufen und sich zu verstecken?

Bojka Bogdanovic

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Bob; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 15.06.2021

Weitere Rezensionen zu Büchern von Naylor-Ballesteros, Chris

Naylor-Ballesteros, Chris

Frank und Bert

Weiterlesen
Naylor-Ballesteros, Chris

Der winzige Vinzent und eine große Weihnachtsüberraschung

Weiterlesen
Naylor-Ballesteros, Chris

Der winzige Vinzent und eine große Weihnachtsüberraschung

Weiterlesen
Naylor-Ballesteros, Chris

Der Koffer

Weiterlesen
Naylor-Ballesteros, Chris

Der einsame Weihnachtsbaum

Weiterlesen
Naylor-Ballesteros, Chris

Der Koffer

Weiterlesen