Der kleine Römer

Autor*in
Bär, Hans
ISBN
978-3-8000-5348-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Fleischmann, Michael
Seitenanzahl
48
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2007
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
4,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der junge Marcus lebt mit seiner Familie in Röm zur Römerzeit. Er verdient mit dem Essen, das seine Mutter daheim kocht, in den Straßen Roms etwas Geld für die Familie dazu. Das Glück ist im hold. In all dem Trubel der Großstadt kann er für die Erbsensuppe seiner Mutter einen reichen Senator begeistern.

Beurteilungstext

Mit dem kleinen Büchlein soll nach Verlagsangaben sowohl Sachwissen über das alte Rom als auch die Lesefähigkeit der Kinder der Lesestufe 4 (je Seite ca. 100 Wörter) zu fördern. Letzteres mag gelungen sein, da die Sprache schlicht, die Sätze und Abnschnitte übersichtlich sind.
Im ersten Fall haben jedoch der Autor ebenso eine unsäglich miserable Sacharbeit abgeliefert wie das Lektorat sich durch völliges Versagen auszeichnet. Es sind nämlich durchweg schwere und schwerste sachliche historische Fehler, die wohl auch auf schlampigste (um gelinde zu sprechen) Recherche des Autors zurückzuführen sind.
Da wird gleich auf der ersten Seite (S. 5) vom “Kaiser Cäsar” gesprochen. Abgesehen von der Schreibweise gehören beide, der spätere Titel, als auch der Name nicht zusammen, da sich der Titel von Caesar bekanntermaßen ableitet und Caesar niemals Kaiser war. Das wäre genauso, als wollte man vom Titel Pharao den Vornamen Pharao ableiten und umgekehrt.
Der nächste sachliche Fehler steht nicht viel weiter (S. 9): so war Marcus’ Mutter angeblich Köchin bei den (?) Legionären in den römischen Kasernen; Legionäre waren aber immer schon Selbstkocher gewesen und haben gemeinsam in dem Conturbernium, der Zeltgemeinschaft, gekocht. Eine Großküche gab es nie, erst recht nicht wie auf S. 42 gezeichnet (vgl. Markus Junkelmann, Die Legionen des Augustus, S. 124). Dies ist übrigens ein Fehler, der schon in dem Asterix-Heft “Asterix als Legionär” auftritt (zur Affinität mit Asterix s.u.).
Der nächste Fehler steht auf der selben Seite: Zwar kannten die Römer die Erbse als Gemüse, nicht aber als Suppe. Die Feuerwehren im alten Rom (S. 32 ff.) bestanden NICHT, wie Bär glauben machen will, aus Legionären, sondern aus Sklaven, und sie fuhren NICHT wie die Feuerwehren des späten 19. Jahrhunderts mit Feuerwehrwagen und Gebimmel umher, sondern mussten - wegen der Enge der Straßen - laufen. Beiwege Bärs Legionäre in Rom: Bei ihm laufen sie in Waffen durch die Straßen (so auch auf den Abbildungen, S. 24 und 30 [mit Schwert], S. 29 [mit Lanze und Schwert]); Legionäre durften NIE die Stadt mit Waffen betreten!!
Weiter: In dem Buch wohnen vornehme Personen auf dem Mons Palatius (NICHT Palatin); geht man von der einzigen Angabe über die Größe des Römischen Reiches in dem Buch aus (S. 47), muss man annehmen, die Geschichte spielt frühestens unter der Regierung des Kaisers Claudius: da war der “Palatin” mit Ausnahme weniger Tempel aber schon mit den Palästen zugebaut.
Ein weiteres Ärgernis sind Namen wie “Orculata”, “Flavella” oder “Veronilla”; diese sind reine Phantasie und NICHT römisch. Die bereits oben angedeutete schlampigste Leistung des Autors ist aber von einer Tomatensuppe zu schreiben (S. 42): Wie die Tomate fast 1800 vor ihrer Einführung nach Europa aus Südamerika nach Rom gekommen ist, mag der Autor wissen, die Götter Roms können das nur mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen.
Dass die Zeichnungen ebenso unglaubwürdig sind wie der Inhalt, wurde bereits oben angedeutet. Manche der Zeichnungen scheinen von den Asterix-Heften inspiriert zu sein: Der Blick in die (nie real existierende) Legionsküche erinnert mit ihren Koch (bis in den Bart des Koches), den Säulen, dem Riesentopf und dem Kochgeschirr fatal an “Asterix bei den Legionären”, S. 25 links oben, die Essensszene S. 45 vor allem mit der mittleren und rechten Person an “Asterix Die goldene Sichel” usw.
Wenn man schon Sachwissen vermitteln will, muss man das auch auf korrekte Weise tun, wozu eine gründliche Vorarbeit gehört. Diese hat Bär nicht geleistet. Und das Lektorat scheint ebenso unfähig gewesen zu sein, das nicht einmal zur einfachsten Überprüfungsarbeit fähig war. Das in dem Begleitschreiben erwähnte kleine Wörterbuch, das sich in dem Buch finden sollte, ist wohl über die knapp 2000 Jahre abhanden gekommen; es ist nämlich nicht da Das Buch ist eine Schande für den renommierten Verlag und gehört eher in den Reißwolf als auf den Ladentisch.

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Diese Rezension wurde verfasst von eb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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