Der kleine Ritter Trenk

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-8337-1630-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
4
Verlag
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2006
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Bauernsohn Trenk zieht in die Stadt, um eines Tages seine Familie aus der Leibeigenschaft des Ritters Wertolt zu befreien. Bald trifft er auf Gaukler, die ihm helfen, und auf den Rittersohn Zink, der kein Ritter werden will. Er tauscht mit ihm und zieht in die Burg des Ritters Hans von Hohenlob ein. Dort erlernt er das Ritterhandwerk, besteht mit Hilfe der Ritterstochter Thekla Abenteuer und verhilft dem ungefährlichen Drachen zum Weiterleben ohne Nachstellungen. Trenks Familie kommt frei.

Beurteilungstext

Trenks Leben im Mittelalter wird überaus anschaulich beschrieben. Die historischen Details werden jedoch mit aufgeklärten Ideen konterkariert, so dass ein “modernes” Kinderbuch entsteht. Die festgefügten sozialen Schichten - “leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang” - werden aufgebrochen, als Trenk seinem Herrn entflieht und die Rolle des feigen Rittersohns einnimmt und an dessen Statt bei Ritter Hans von Hohenlob Knappe wird. Trenk bleibt sich jedoch treu und lässt, als er selbst bestimmen kann, Gnade und Gerechigkeit walten. So erkennt er, dass die Räuber rauben, weil sie Hunger haben, und gibt ihnen Lohn und Brot, statt ihnen die Hände abhacken zu lassen. Er verteilt das Raubgut ans Volk. Er zieht in den gefährlichen Kampf gegen den Drachen, weil die Hoffnung besteht, dass er als Lohn seine Eltern aus der Leibeigenschaft befreien kann.
Als er die Möglichkeit dazu hat, wendet er diese Haltung sogar auf alle Untertanen aus.
Neben Trenk vertritt auch die Figur der Ritterstochter Thekla aufgeklärte Ideen. Sie findet klug einen Weg, wie sie heimlich ihren wahren Interessen und ihrem großen Talent - der Übung im Ritterdasein - nachgehen kann, obwohl ihr Vater für sie die traditionell weibliche Rolle - Sticken, Harfe spielen und Suppe kochen - vorgesehen hat.
Auch der Fürst ist “vernünftigen” Argumenten nicht verschlossen und billigt es ausdrücklich, dass es auch weibliche Helden geben kann. Sein Vorbild überzeugt auch Ritter Hans, so dass ein Ende jenseits von gesellschaftlichen Schranken möglich wird.
Selbst mit der Rolle des Erzählers wird gespielt, wenn dieser eingesteht, vom Gang der Geschichte überrascht zu sein. Denn eigentlich ist er eine Art Führer durch die Geschichte. Er spricht den Zuhörer immer wieder an, rekurriert auf dessen Vorwissen, nimmt auf Erwartungen Bezug, um dann den gänzlich anderen Gang der Geschichte zu erzählen, er verschiebt Erklärungen, um die drängende Handlung weiterzuverfolgen, er gibt Dinge zu bedenken, ordnet historisch ein, so dass historische Bedingtheiten für den Hörer nachvollziehbar werden.
Diese aktive Erzählerrolle ist es, die das mit 4 CDs umfangreiche Hörbuch nie langweilig werden lässt. Die Krönung jedoch ist die Lesung Karl Menrads. Sie wird durch seine wandlungsfähige Stimme lebendig wie ein Hörspiel. Er setzt seine Stimme virtuos ein und erweitert den Text durch seine Interpretation um Deutungsebenen. Den Figuren werden eigene Stimmen verliehen, zusätzlich bedient sich Menrad zu ihrer Charakterisierung und der landschaftlichen und historischen Einbettung deutscher Mundarten. So spricht der Ritter Hans Schwäbisch, die Köhler sprechen Schweizerdeutsch usw., die Erzieherin am Rittershof schließlich hat einen englischen Akzent. Darüber hinaus lässt Menrad Trenk vor sich hinsingen, weint, zetert, spricht die Hörer an - fesselnd.
Nach ca. 5 Stunden Hörzeit bleibt man ausschließlich begeistert zurück: Eines der schönsten Kinderhörbücher dieses Jahres!

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Diese Rezension wurde verfasst von sr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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