Der kleine Mausche aus Dessau

Autor*in
Behrens, Katja
ISBN
978-3-446-23305-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als sein verehrter Lehrer 1743 nach Berlin berufen wird, packt der 14jährige Moses Mendelssohn sein Bündel mit dem Buch und wandert nach Berlin, obwohl er klein, mißgewachsen und ein Jude ist, damit so gut wie vogelfrei. Aber er trifft in dieser fiktiven Erzählung einen Handwersburschen, der ihm zum Begleiter und Helfer wird, obwohl sie sich sprachlich und von ihrer Herkunft her kaum verständlich machen können.

Beurteilungstext

Die Autorin erzählt eine erfundene Geschichte, die sie aus einer autobiografischen Notiz des Philosophen entwickelt hat. Die ganze Reiseerzählung basiert auf gründlichen Recherchen über das 18. Jahrhundert. Der hinkende und stotternde Mausche trifft auf den auch hinkenden Handwerksburschen aus Hessen, und obwohl sie sich kaum verständigen können, der eine spricht jiddisch, der andere babbelt hessisch, finden sie Gemeinsamkeiten auf ihrem Weg nach Berlin. Die unterschiedlichen Dialekte und Sprachen gibt die Autorin in den Dialogen genau wieder. Da hat man auch besonders als junge/r LeserIn manchmal Schwierigkeiten, obwohl das sechsseitige Glossar im Anhang Hilfestellung für die Begriffe aus dem Hebräischen, Jiddischen, Hessischen und Rotwelsch gibt.
Dazu kommt die wenig ansprechende Hauptperson, die weit entfernte Zeit mit ihren Merkwürdigkeiten und heute schwer vorstellbaren Bedingungen und Einschränkungen, seien es die Grenzen mit den Leibzöllen für Juden, Räuberbanden, Galgen, an denen Verbrecher und an den Füßen aufgehängte Juden baumeln, der nagende Hunger, Kälte und blutig gelaufene Füße, Schabbatvorschriften, zwangsverpflichtete Soldaten, Zigeuner und vieles mehr. Es entsteht ein lebendiges Bild dieser Zeit, das jedoch die Bereitschaft besonders jugendlicher LeserInnen stark herausfordert, sich auf diese fremde Welt, diese fremden Menschen einzulassen. Gelingt dieses, dann können auch Jugendliche Gefallen an diesem Buch finden, das von den Feuilletonisten durchweg hochgelobt wurde. Auch die Informationen über Rituale und Vorschriften im Judentum des 18. Jahrhunderts sind differenziert und werden durch die Gegenüberstellung mit den christlichen Bräuchen, wie sie der hessische Handwerksbursche praktiziert, duchaus im Sinne Mendelssohns relativiert.
Im informativen Nachwort erzählt die Autorin knapp, was man an biografischen Daten über das Leben des Moses Mendelssohn weiß. Sie gibt kurze Anhaltspunkte über die Zergliederung des Deutschen Reiches und benennt die Rechte bzw. fehlenden Rechte der jüdischen Bevölkerung in dieser Zeit. Dabei geht sie auch auf die Lebensleistung Mendelssohns ein, seine Bedeutung für die deutschen Intellektuellen und Integration und Emanzipation der Juden in Deutschland.
Ein schönes Buch, auch in der Aufmachung mit dem Cover ( Doro Göbel und Peter Knorr) eines pastellfarbigen Landschaftsbildes, in dem ein Junge an der Pforte einer Mauer steht, barfuß und mit Schläfenlocken, sein Bündel in der Hand.

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Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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