Der kleine Gedanke

Autor*in
FETH, Monika
ISBN
978-3-414-82088-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kehlenbeck, Angela
Seitenanzahl
24
Verlag
Boje
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Köln
Jahr
2008
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Jeden Morgen sitze ich an meinem Schreibtisch und denke mir Geschichten aus. Das ist mein Beruf. Dass mir heute aber gar nichts einfällt...” Plötzlich verhilft der Autorin ein kleiner Gedanke zu einer Geschichte. Der “hütete sich, dem Kopf eines Menschen auch nur nahe zu kommen”- und sah sich die Welt an. Es ist Mittag, als der kleine Gedanke seine Reise beendet. “Ein paar Seiten sind beschrieben”, und von der Illustratorin großformatig in faszinierende Bilder umgesetzt.

Beurteilungstext

Das ist ein Bilderbuch, das sich von Kindern nicht bei der ersten Interpretation erfassen lässt, weil es nicht ausschließlich auf ihre Erlebnis- und Erfahrungswelt ausgerichtet ist. Die fantasievolle, hintergründige Kurzgeschichte ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der auf dichterische Weise um einen abstrakten Begriff auf konkrete Weise sinniert wird: “Manchmal spielen die GEDANKEN auch Verstecken mit mir, dann suche und suche ich und finde sie nicht...Da habe ich beinah einen Gedanken erwischt und gleich hat er einen Haken geschlagen und ist in sein Versteck zurückgekrochen. Gedanken können gemein sein... Dass mir aber auch gar nichts einfällt! Mein Blick wandert aus dem Fenster - eine Fliege, leise Musik, die krumme alte Weide mit dem verlassenen Vogelnest, die graue Schlossruine.. .Der schlafende Kater Jankel auf dem unaufgeräumten Schreibtisch schnarcht. Er träumt von einem Käseberg, einem Sahnesee in einem Schlaraffenland für Katzen, wo das Gras von Mäusen wimmelt und die Bäume voller Vögel sind. Und das verflixte Papier ist immer noch weiß...”
Viele dieser Eindrücke greift die Illustration in großformatigen, meist doppelseitigen geheimnisumwitterten Bildern punktuell auf. Bereits die Einbandgestaltung wirbt bilderbuchgemäß mit einer Fülle von Details und Motiven, die Kindern nicht fremd sind. Das deutungsoffene Titelbild weckt viele Assoziationen. Es wird dominiert von der großen Katze, dem “Kater Jankel”. Er hat sich “in einem ziemlichen Durcheinander” niedergelassen: Ausschnittartig auf Ansichtskarten oder im Bilderrahmen umgeben ihn ein Vogel, eine Maus, der Froschkönig, daneben Teetasse, Kekse, Papierrollen, viele Zeitungen. Aus Zeitungspapier ist das Material für ein gefaltetes Schiffchen wie auch für die collagierte winzige karikaturartige Figur, die von einem Kugelschreiber angeschoben wird. Das ist “Der kleine Gedanke”. Als er in der Geschichte als handelnde Figur eingeführt wird, wechselt die Erzählperspektive vom Ich ins märchenhafte Er:
“”Es war ein kleiner Gedanke, noch jung und unerfahren, mit blanken Augen und störrischem Haar. Mal war er für eine Weile im Kopf eines Menschen, dann lungerte er irgendwo herum... Der kleine Gedanke sah sich die Welt an.
Er trieb auf einer Wäscheklammer über das Meer, segelte auf einer Wolke über die Wüste, schaukelte in den hohen Bäumen des Urwalds und streunte durch Städte und Dörfer.” Die Bildgestaltung greift scheinbar wahllos einzelne Elemente dieser Reise in einer Art Zusammenschau auf, so dass sich die Kinder zwingend mit der Illustration auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig bleibt ihnen Raum für die Entfaltung der eigenen Fantasie.
In der Erzählung unterhält sich “Der kleine Gedanke” mit “alten Gedanken”. Diese allegorisch unterlegten Gespräche können die Kinder zwar rational nicht dechiffrieren, aber gefühlsmäßig gut erfassen. Die alten Gedanken schimpfen über das Lotterleben des Kleinen und machen ihm klar, dass “ein Gedanke gedacht werden muss, sonst wird er schwach und blass.” Auf der Suche nach Menschen, von denen er sich nun “eben ab und zu denken lässt” begegnet er im Park einer schreienden Mutter mit einem traurigen Kind im Kinderwagen, hinter dessen Stirn er schlüpft. “Die Frau sah das Kind lächeln und hörte auf zu schreien...”
Schließlich landet er bei einer Frau an einem Schreibtisch, die nach einem Gedanken sucht, und wird von ihr festgehalten. Sie wird nach dem Mittagessen in den Park gehen und vielleicht dort dem lächelnden Kind im Kinderwagen begegnen.
Die detailreichen, großformatigen, doppelseitigen Bilder fußen zwar auf der Handlung, aber schreiben sie eigenständig fort.
Die letzte Illustration zeigt ein Parkpanorama in sattem Grün. Auf dem Spielplatz, sorgfälig gezeichnet, in Mimik und Gestik gut erkennbar, tummeln sich fröhliche Kinder, kleinere und größere. Die zwei Erwachsenen auf einer Parkbank im Hintergrund sind fast zu übersehen. Sie sind aber für die Kinder da! Es ist ein Bilderbuch, an dem sich Kinder mit Hilfe Erwachsener “hochlesen” können.




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Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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