Der Kiosk

Autor*in
Melece, Anete
ISBN
978-3-7152-0781-0
Übersetzer*in
Melece, Anete
Ori. Sprache
lettisch
Illustrator*in
Melece, Anete
Seitenanzahl
40
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Olgas Leben ist ihr geliebter Kiosk! Darin verkauft die Dame nicht nur Dinge an ihre Kunden, sondern lebt und schwärmt von einem Strandleben in einem weit entfernten, sonnigen Land. Doch eines Tages fällt Olgas Welt - im wahrsten Sinne des Wortes - um! Das unterhaltsame Buch erzählt mit außergewöhnlichen und humoristischen Illustrationen über den Lebenswandel einer Träumerin. Ob sich Olgas Sehnsucht erfüllt?

Beurteilungstext

Die Geschichte erzählt von einer Dame mittleren Alters namens Olga, für die ihr Kiosk nicht nur eine Arbeitsstelle, sondern auch ihr Zuhause ist. Das kleine Lädchen am Straßenrand verlässt Olga eigentlich kaum. Während der Arbeitszeit erfüllt die Dame die Wünsche ihrer Kunden. Doch sobald der Arbeitsalltag bewältigt ist, verkriecht sich Olga in den engen Räumlichkeiten und träumt von einem Leben am Meer vor sich hin.

Als eines Morgens die Lieferung der Ware ein Stück entfernter bereitgestellt ist, nutzen zwei Jungen die Ablenkung Olgas aus, um sich mit den Knuspersachen davon zu stehlen. Beim Bemerken des Diebstahls, jedoch dem Misslingen die Diebe aufzuhalten, fällt Olga mitsamt ihres Kiosks um. Doch statt sich Hilfe zu suchen oder liegen zu bleiben, steht die Dame mit einem kräftigen Hauruck und ihrem Kiosk auf. Sie begibt sich erstmals auf eine Entdeckungstour durch die belebten Straßen der Stadt.

Das Umfallen gerade hinter sich gebracht, wartet aber schon das nächste Missgeschick auf die Kioskfrau. Während Olga beeindruckt durch den Park schlendert, verheddert sie sich in der Leine eines Hundes und fällt in den Fluss. Der Kiosk mit der Olga darin gondelt durch den Fluss der Stadt bis hin weit raus aufs offene Meer. Nach drei Tagen und drei Nächten hat das endlose Treiben ein Ende und die Kioskfrau strandet an einem sonnigen Fleckchen Welt. Doch was nun?

Die Autorin animiert dazu, seinen Träumen nicht nur hinterher zu schwärmen, sondern sie auch tatsächlich zu verfolgen. Selbst wenn dazu die eigene Welt Kopfstehen muss, gilt es nicht, sich davon abschrecken zu lassen, sondern darin eine Möglichkeit zur Veränderung zu erkennen. Eine solche Möglichkeit ergibt sich der Protagonistin Olga. Mit dem Umfallen ihres Kiosks mit ihr darin, ist sie mehr oder weniger gezwungen sich aus dem gewohnten Stillstand ihres Daseins zu bewegen und sich auf die Welt einzulassen.

Das Buch umfasst rund 40 Seiten. Nicht auf jeder Seite ist Text vorhanden, manchmal wird nur in Bildern erzählt. Der auktoriale Erzähler informiert über die Einzelheiten des Lebens der Kioskbesitzerin. So weiß solcher beispielsweise, wovon Olga träumt und wie ihre Lebensumstände sind. Ebenso werden die Gewohnheiten und Vorlieben einzelner Kunden genannt. Dies erweist sich als dienlich, um das Alltagsgeschehen der Hauptfigur erfassen zu können.

Die erzählte Zeit erstreckt sich über mehrere Tage, da der Tagesablauf der Dame, das Hinaustreiben auf das offene Meer und schließlich das Stranden geschildert werden. Die Erzählzeit ist jedoch kürzer gefasst. Auf ein und derselben Seite sind teilweise mehrere Tage eines Handlungsgeschehens inhaltlich, aber auch bildlich zusammengefasst. Somit wirkt die Geschichte kompakt und vor allem visuell übersichtlich.

Eine einleuchtende Metapher stellt der Kiosk dar. Äußerlich betrachtet ist Olga eine korpulente Person. Doch die Vermutung liegt nahe, dass der Kiosk den Körper der Protagonistin darstellt. Solcher ist für die Dame Gefängnis und Anker zugleich. Erst mit dem Umkippen kommt es zu einer räumlichen Fortbewegung Olgas. Doch ebenso gut ist es möglich, dass der Kiosk sie vor der Außenwelt schützt und spätestens mit dem Fall in den Fluss und dem Hinaustreiben auf das offene Meer, sichert er ihr Überleben, da er nicht versinkt. Somit ist „Der Kiosk“ als Titelwahl sehr passend und aussagekräftig, weil er die zentrale Metapher des Gefängnisses und des Ankers für die Protagonistin darstellt.

Auffallend gestaltet ist der Vorsatz des Buches. Inmitten eines kleinen Fensters sieht man eine Dame, die ein Reisemagazin liest. Beim Öffnen erblickt man das Innere des Kiosks mitsamt Olga darin. Die durch Pinselstriche kreierten Illustrationen sind reich an farblicher Vielfalt. Der Gesamteindruck ist ein karikierender, da nicht jede bildliche Darstellung der Geschichte oder dessen Inhalt realistischen Regeln folgt.
Insbesondere ist bei Kindern Neugier zu erwarten, da zum Beispiel Aufklappbücher oder ähnliche auffaltende Merkmale der Gestaltungsmöglichkeit, sich von den üblichen, bekannten Buchformaten unterscheiden.

Teilweise sind einige Bilder sehr detailgetreu; dies ist erfreulich, denn umso mehr hält man inne, um diese zu betrachten. Schließend lässt sich festhalten, dass Anete Meleces Bilderbuch den Leser schmunzeln lässt, da es unterhaltsam ist und dennoch eine Lehre im Hintergrund parat hat.
(I. Klang, Niedersachsen)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 18gast; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.05.2021

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