Der Kick

Autor*in
Veiel, Andreas
ISBN
978-3-570-30624-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
288
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der Nacht vom 13. Juli 2002 wird der sechzehnjährige Marinus S. von den beiden Brüdern Marcel (17) und Marco S. (23) und deren Freund Sebastian F. (17) nach einer Auseinandersetzung im Alkoholrausch umgebracht. Obwohl es Zeugen und Mitwisser am Ort des Geschehens gibt, wird der Tote erst einige Monate später gefunden, die Tat rekonstruiert.

Beurteilungstext

Den ersten Teil des Buches gestalten Aussagen von Freunden, Angehörigen und den Betroffenen selbst zur Tat, zum Werdegang und zu den Charakteren der Täter und des Opfers. Auch wenn recht schnell deutlich wird, dass alle vier aus sozial schwachen Verhältnissen kommen und schulisch recht früh aus der Bahn geworden wurden, lassen sich daraus noch keine Rückschlüsse auf die Art und Weise des Vorgehens ziehen. Die Jugendlichen waren in dem Ort bekannt, Marco, Marcel und Sebastian kannten Marinus schon lange, ein Motiv im eigentlichen Sinne ist nicht zu erkennen. Marco und Marcel gehören der Rechten Szene an, sind Mitläufer, Mitschläger, glauben an die sinnlosen Parolen, die ihnen eingetrichtert werden. Die enorme Menge Alkohol, die sie an dem Abend konsumieren, führt zunächst zu Schlägereien und Beschimpfungen. Die drei jungen Männer gehen gemeinsam gegen Marinus vor, dann zwingt Marcel Marinus im Stall, in die Betonkante des Futtertroges zu beißen. Nach Vorbild des amerikanischen Filmes ‚American History X', bei dem der Hauptdarsteller als Neonazi einem Schwarzen das Genick an der Bordsteinkante bricht, springt er auf Marinus' Kopf und bricht ihm dabei das Genick. Als sie feststellen, dass das Opfer noch lebt, beschließen sie, es mit einem Stein zu erschlagen. Wiederum führt Marcel diese Tat aus. Gemeinsam haben sie Marinus in der Jauchegrube vergraben und die Spuren beseitigt. Im Herbst desselben Jahres wird Marco inhaftiert, weil er einen Schwarzafrikaner krankenhausreif schlägt.
Im zweiten Teil werden zunächst die Lebensläufe der vier jungen Männer dargestellt. Die Tat wird rekonstruiert und geschildert, wie die drei Täter als auch die Eltern des Opfers sich verhalten. Marinus' Familie erstattet nach einigen Tagen eine Vermisstenanzeige, als ihre Nachforschungen in dem Ort Potzlow, wo auch die Tat begangen wurde, zu keinem Ergebnis führen. Niemand kann Auskunft über den Verbleib des Jungen geben. Marcel ist es, der dem Druck nicht mehr standhalten kann, der sich ungewollt verplappert und zwei weitere Jugendliche aus Potzlow zu der Leiche führt. Aber auch diese informieren nicht sofort die Polizei, sondern binden erst weitere unbeteiligte Personen ein, bevor der Schritt ‚an die Öffentlichkeit' unternommen wird. Am Ende bleibt, wie so oft, die Frage nach der Verantwortung - die der Eltern, die der Einwohner von Potzlow, die der staatlichen Stellen.
Der erste Teil verhilft den Lesern ein Bild zu bekommen, Nähe zu spüren zu Menschen, die als ‚Monster', wie der Klappentext es formuliert, gelten, die aber nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind. Der zweite Teil erweitert die Perspektive und hilft, die Ursachen einer so schrecklichen Gewalttat zu ergründen. Offen bleibt die Frage, wie die Zukunft dieser jungen Täter aussieht.
Der Autor des Buches, der aus der ersten Recherchephase im Jahre 2005 das Theaterstück ‚Der Kick' entwickelt und einen gleichnamigen Film gedreht hat, weist ausdrücklich darauf hin, dass eine vertiefende Analyse der Tat wie auch der Debatten, die der Film und das Theaterstück ausgelöst haben, noch ausstehe. Die bewusst relativierende Darstellung bietet eine gute Grundlage, sich mit dem Thema der Gewalt an und unter Jugendlichen auseinanderzusetzen.

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Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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