Der Junge im gestreiften Pyjama

Autor*in
Boyne, John
ISBN
978-3-596-85228-4
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
Gattung
Ort
Frankfurt a.M.
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der neunjährige Bruno zieht in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit seiner Familie von Berlin nach Aus- Wisch. Dort kommt ihm alles sehr fremd und kalt vor. Dies ändert sich erst, als er Schmuel trifft. der hinter dem Zaun von Aus-Wisch lebt und bald Brunos bester Freund wird. Alles scheint gut zu gehen, bis Bruno durch den Zaun kriecht, wie sein Freund einen gestreiften Pyjama anzieht und Bruno in das Lager folgt, in dem dieser mit seinen Eltern leben muss.

Beurteilungstext

Der erfahrene Leser ahnt bereits nach der Lektüre der ersten Seiten, dass hier in dem scheinbaren Familienidyll, in dem der neunjährige Bruno in einer Berliner Villa aufwächst, Geheimnisvolles ,vielleicht gar Bedrohendes seinen Anfang nimmt. Bruno konnte seinen Freunden nicht genau antworten, wenn sie ihn fragten, was sein Vater beruflich mache (S.11). Er weiß nur, dass der Vater eine phantastische Uniform trägt und dass der Furor Großes mit ihm vorhabe. Was nun weiter geschieht, wird aus der Sicht des neunjährigen Bruno erzählt. Die Familie muss nach Aus-Wisch ziehen, weil der Vater dort eine wichtige Funktion übernimmt und ihn nun alle mit Kommandant anreden müssen. Bruno und seine etwas ältere Schwester Gretel haben dort keine Freunde. Sie leben in dem hinter einem Zaun stehenden Haus. Dort verkehren nur Erwachsene , oft sind es Soldaten. Unterrichtet wird Bruno von einem Hauslehrer. David, der als Kellner bei der Familie arbeitet, einmal Arzt war und auf Bruno immer einen untertänigen und verängstigten Eindruck macht,versorgt ihn nach einem Sturz von der Schaukel und wird für ihn fast ein vertrauter älterer Freund. Bruno kann sich nicht erklären, was an ihrem neuen Wohnort geschieht. Als er den Vater fragt, wer die vielen Leute da hinter dem Zaun sind, die in Baracken leben und alle gleich angezogen sind , erhält er zur Antwort:”Das...na ja, das sind eigentlich gar keine Menschen, Bruno.”(S.69)
Erwachsene Leser mit historischem Wissen, können natürlich diese anscheinend ganz normal ablaufende Familiengeschichte richtig einordnen. Es kann sich nur um die Zeit des Nationalsozialismus handeln und um einen hohen Funktionsträger dieses Systems, dem Vater von Bruno, der als Kommandant eines Konzentrationslager seinem furchtbaren Auftrag nachgeht.
Auf Seite 71 erfährt dann auch der junge Leser , wann die Handlung spielt. Beim Besuch des Furors mit seiner schönen Gattin Eva im Haus der Eltern soll Bruno laut und deutlich die Gäste mit “Heil Hitler” begrüßen.
Auf seinen einsamen Wanderungen am Zaun entlang trifft er eines Tages einen gleichaltrigen Jungen, der mit einem “verlorenen Gesichtsausdruck” im gestreiften Anzug und mit gestreifter Stoffmütze auf dem Boden jenseits des Zaunes sitzt. Heimlich trifft sich Bruno fast täglich mit seinem neuen Freund. Dessen Lebensverhältnisse hinter dem Zaun erscheinen ihm sehr fremdartig und geheimnisvoll. Als er eines Tages durch den Zaun kriecht, den von Schmuel mitgebrachten gestreiften Anzug anzieht, um den vermissten Vater von Schmuel zu suchen , gerät er in die grausamen Fänge der faschistischen Häscher und er findet seinen Tod mit seinem Freund und vielen anderen in der Gaskammer. Vom weiteren Schicksal des Vaters erfahren wir nur, dass einige Monate nach Brunos Verschwinden andere Soldaten nach Aus-Wisch kamen und ihn mitnahmen.
Die ausführliche Kommentierung des Inhalts ist der Hilflosigkeit des Rezensenten bei der Bewertung des Buches geschuldet.



Das Buch macht so betroffen, dass es schwer fällt, sich sachlich bewertend zu äußern.
Das Besondere bei diesem bemerkenswerten Buch besteht wohl auch darin, dass hier in einer ganz ungewöhnlichen fiktiven Geschichte aus der Sicht eines naiven kleinen Jungen erzählt wird, wie sein Vater vom Täter schließlich auf tragische Weise zum Opfer wird. Die Hilflosigkeit des Rezensenten offenbart sich auch bei der Festlegung des Lesealters und der Angabe des Autors, dass es sich bei dem Buch um eine Fabel handelt. Vielleicht verunsichert der Autor den Leser bewusst, ebenso wie mit einem der letzten Sätze des Buches: “ Natürlich geschah dies alles vor langer Zeit, und etwas Ähnliches könnte nie wieder passieren.”(S.266)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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