Der Junge im gestreiften Pyjama

Schlagwörter

• Freundschaft
• Gender/Geschlecht
• Nationalsozialismus

Teaser

Beim Lesen des Buches begibt sich der Leser auf eine Reise mit dem neunjährigen Bruno, die am Lagerzaun von Aus-Wisch erschütternd endet.

Beurteilungstext

Oft hört man, über KZs und Schicksale im Nationalsozialismus sei schon alles geschrieben und davon wolle man nichts mehr hören. Dem muss man nach der Lektüre dieses Buches entgegenhalten, wer es nicht liest oder hört, verpasst ein erzählerisches und bewegendes Kleinod. Der irische Autor erzählt die Freundschaftsgeschichte zweier Jungen, die sich im Konzentrationslager Auschwitz begegnen. Bruno, der neunjährige Sohn des Lagerkommandanten, ist seit dem Umzug aus einer Berliner Villa in das Haus am Lager sehr einsam und beobachtet die wenigen Menschen seiner Umgebung sehr genau. Er entwickelt Gefühle und stellt Fragen, die Bedienstete und die große Schwester nur zum Teil beantworten können und wollen, die Eltern haben sowieso wichtigeres im Kopf, wie z.B. Aufgaben für den “Furor”. An zahlreichen weiteren Wörtern wird deutlich, wie naiv, aber gründlich Bruno nachdenkt, wenn er fragt, wer oder was in “Auswisch” ausgewischt wird oder wenn er der Schwester klarmacht, dass es auf dem Lande eigentlich besser aussehen müsste als in diesem Lager. Die Leser werden sich kaum wundern, dass Bruno eines Tages Schmuel kennenlernt und in dem jüdischen Lagerinsassen einen Freund findet, mit dem er über alles reden kann, was er nicht versteht. Gleichzeitig taucht an verschiedenen Stellen die Ahnung auf, dass diese heimlichen Begegnungen dramatisch enden können, wenn sie auffliegen.
Doch niemand erfährt direkt, dass Bruno und Schmuel aus neugierigem Forscherdrang gemeinsam in die Gaskammer gehen. Diese erschütternde Geschichte ist nicht gerade für Neunjährige geeignet, aber ältere Kinder und Jugendliche sollten sie dringend lesen, sie macht die Unmenschlichkeit des Systems so nah erfahrbar und ist einfach ergreifend.
Auf die Verfilmung darf man gespannt sein.