Der Himmel soll warten

Autor*in
Henkel, Katja
ISBN
978-3-8333-5003-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hein, Sybille
Seitenanzahl
159
Verlag
bloomsbury
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2007
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Oma von Kindergartenkind Greta und Schüler Julian ist gestorben. Die beiden wollen das nicht wahrhaben und sie zwingen, zu ihnen zurückzukehren, indem sie sich möglichst ungezogen benehmen. Die Oma beobachtet all dies vom Zwischenhimmel aus und bringt ihren “Transferengel” Gustav dazu, ins Geschehen einzugreifen.

Beurteilungstext

Immer schön abwechselnd beschreibt der Erzähler den Lesern das Geschehen bei Omalotte im Zwischenhimmel und bei Greta und Julian im wirklichen Leben. Greta und Julian sind eigentlich brave Musterkinder, die ihre Oma und natürlich auch ihre verwitwete Mama sehr liebhaben. Die beiden leiden sehr unter dem Ungezogen-Sein. Doch sie glauben fest daran, dass sie ihre Oma damit zur Rückkehr erpressen können. Die Oma betrachtet sich das alles von “oben” oder auch direkt vor Ort. Sie ist körperlos, beschwerdefrei und trägt die Klamotten ihrer Fantasie. Ihr ständiger Bewacher ist Engel Gustav, der sie überreden möchte, endlich in den Himmel mitzukommen.
Die Autorin spielt mit christlichen Motiven: Kreuze werden auf Stirnen gemalt und ein Engel bringt die Toten in den Himmel. Dass allerdings die Vorstellung eines Zwischenhimmels, in dem die Gestorbenen mehrere Wochen verweilen, noch als christlich gilt, mag ich bezweifeln. Schlimm allerdings finde ich die Aussage der Mutter gegenüber Greta: ”Aber wenn ihr sie (die Oma) nicht loslasst, dann kann sie auch nicht in den Himmel.” (S.142) Welches schlechte Gewissen und welche Ängste kann eine solche Vorstellung bei einem trauernden Kind auslösen?
Katja Henkel hat hier eine einfach gestrickte Story abgeliefert. Sie schafft eine künstliche Idealwelt mit zwar dramatischsten Zwischenfällen, aber einer letzten Endes klaren Zielvorgabe: angepasste Kinder und ihre bürgerliche Familie müssen in der Gesellschaft funktionieren. Ähnlich wie in Trivialliteratur gestaltet die Autorin gefährliche Momente übertrieben gefährlich und die in letzter Minute natürlich stattfindende Rettung steckt voller unrealistischer, aber der Dramatik des Geschehens förderlicher Zufälle. Darüber täuschen auch bisweilen komische und originelle Züge der Geschichte nicht hinweg.
“Der Himmel soll warten” ist keine Hilfe für Kinder, die das Sterben und Fehlen eines geliebten Angehörigen verarbeiten müssen. Mag vielleicht die Vorstellung von einem Zwischenhimmel über eine kurze Zeit das Drastische und Endgültige des Todes abmildern, so bietet die Handlung doch insgesamt nur wenige Ansätze, wie man die veränderte Lebenssituation meistern kann.


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Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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