Der Herr Augustin

Autor*in
Penndorf, Julia
ISBN
978-3-8270-5329-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schulze, Ingo
Seitenanzahl
40
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2011
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Herr Augustin ist ein netter, manchmal etwas vergesslicher Herr, der eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tut. Doch als ihn die Kinder wegen seiner Schusseligkeit hänseln, vergisst er sich - was in die Katastrophe führt; aus der allerdings auch wieder Neues entstehen kann.

Beurteilungstext

Immer freundlich und höflich, immer präsent, und doch auch immer einsam steht Herr Augustin vor seiner Wohnung. Weil er manchmal seinen Hut vergisst, oder einen Schuh, oder weil er sein Hemd und seinen Mantel zusammengeknöpft hat, gerät Herrn Augustins Welt durcheinander. Es gibt Dinge, die man wegwirft, und andere stehlen sich davon, so Herrn Augustins sonderbare Erklärung. Doch die Kinder interessiert das nicht. Auf sie wirkt Herr Augustin komisch und sie lachen ihn aus. Das macht ihn wütend, aber auch traurig; und so wirft er eines Tages mit einem Stein. Ein anderes Mal wirft er mit einem toten Vogel, dabei gerät er aber auf die Straße und wird überfahren. Im Krankenhaus begegnen ihm sein Regenschirm und sein Hut, aber auch das Mädchen, auf das er den Vogel geworfen hat. Die beiden lernen sich besser kennen und als Herr Augustin wieder nach Hause kommt, verbindet sie schon eine feste Freundschaft. So geht die Geschichte zu Ende, in der am Schluss sogar noch ein Hund auftritt.
Es sind die kleinen Absonderlichkeiten, die Herrn Augustin in den Augen der anderen so seltsam machen. Das Trennende ist nicht gravierend, dadurch aber umso unüberbrückbarer. Gegenseitige Rücksichtnahme Fehlanzeige. So sind es wieder einmal die Eskalation und die darauf folgende Katastrophe, die die Fassade der Menschen niederreißen und das Menschliche herauskehren. Und damit treffen sich die Menschen plötzlich ganz neu, beschämt und vielleicht gerade darin ebenbürtig. Und ein Anfang kann entstehen.
Diese klassische Menschheitsgeschichte erzählt Ingo Schulze in neuen Worten. Am Ende betont er, dass Herr Augustin wohl gar nicht Herr Augustin heißt und pointiert so noch einmal den universellen Anspruch es Motivs. In den Bildern wird dann doch das Einzigartige der Geschichte hervorgehoben. Die großformatigen und eindrücklichen, flächenhaften Collagen von Julia Penndorf geben der Geschichte ein einzigartiges Erscheinungsbild. Die einfachen, kontextlosen Szenenelemente bestehen aus scharfkantig konturierten und gerissenen, monochromen Papieren in kräftigen Farben. Die Bilder sind gleichermaßen konkret und abstrakt, fließend im Übergang von realitätsorientierter Formgebung und symbolischer Überzeichnung. Nicht umsonst und ganz und gar nicht unverdient wurde das Buch von der Stiftung Buchkunst prämiert. Diesem positiven Urteil möchte ich mich hier anschließen.



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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010