Der große Meaulnes
- Autor*in
- Alain-Fournier,
- ISBN
- 978-3-7725-2814-9
- Übersetzer*in
- Hesse, Maria-Sibylle
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 304
- Verlag
- Freies Geistesleben
- Gattung
- –
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 17,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Francois Seurel, Sohn des Dorfschulmeisters erzählt vom beschaulichen Leben, in das der große Meaulnes einbricht mit seinem Temperament, seinem Sentiment, seiner Liebe. Die Dorfjugend blickt zu ihm auf, der nach einigen Tagen Verschwundenseins mit dem Traum seines Lebens zurück kommt. Francois und Meaulnes träumen von dem schönen Mädchen, keiner weiß wo sie lebt. Der Traum bestimmt ihr Leben, nichts verläuft so, wie sie es sich vorstellen.
Beurteilungstext
Das Kultbuch des vor 100 Jahren im 1. Weltkrieg gefallenen jungen Autors hat es seinen Lesern nie leicht gemacht. Fast alle Franzosen lasen es in ihrer Schule, in Deutschland kursierte es lange Zeit unter den Pubertären. Eine Stimmung von Wehmut durchzieht die ganze Erzählung, der Traum von der perfekten Liebe, der nie erfüllt wird. Der Große Meaulnes ist älter als seine Kumpanen auf dem Dorf und ihn ereilt eine hoffnungslose Liebe, die schöne Yvonne ist nicht wiederzufinden. Francois macht sie Jahre später ausfindig und erreicht, dass Meaulnes und Yvonne heiraten - und gleich drei weitere Dramen entwickeln sich.
Ist anfangs das Sehnen und Streben noch ganz das von halbwüchsigen Jungs, wird es später zu einer grundsätzlichen Haltung. Das heile Leben wird in der Welt gesehen, in der es noch selbstverständlich war, sich mit Pferd und Wagen fortzubewegen, in der Kindheit und Landschaft ihre eigenen Abenteuer erzeugten. Die älter gewordenen jungen Männer erfasst eine Sehnsucht ganz anderer Art, substantieller, artifizieller und sie sehen sich der Situation ganz ausgeliefert. Sie, und ganz besonders Meaulnes, begehen immer wieder folgenreiche Fehler, sehen sich schließlich als Verursacher des ganzen Unglücks. Während Francois sich als Lehrer etabliert, sich ganz auf die dörfliche Welt bezieht, zieht der Große Meaulnes ohne Bedenken und ohne Rücksichte in die weite Welt - und dort vollbringt er es tatsächlich, eine seiner grundlegenden Fehlentscheidungen wett zu machen, nicht ohne gerade dadurch neue zu fällen. Francois bleibt alleine zurück.
Der Große Meaulnes wird häufig mit der ""Suche nach der verlorenen Zeit"" von Proust gleichgesetzt - das halte ich für übertrieben. Gleichwohl stellt er Fragen, die auch heute noch virulent sind, beschreibt die nordfranzösische Landschaft in einer Innigkeit, die ihresgleichen sucht und bietet allenthalben Motivation, noch einmal und noch einmal zu lesen. Und das seit 100 Jahren.
Cjh14.04