Der Glücksfinder

Autor*in
Anoush Elman, Edward van
ISBN
978-3-551-31567-0
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
462
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
8,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Flucht einer Familie von Afghanistan bis in die Niederlande.

Beurteilungstext

Der Autor Edward van de Vendel erzählt nach den Berichten von Anoush Elman über das Leben und die Flucht einer afghanischen Familie. Der Vater gerät in Kabul ins Visier der Talibananhänger. Sie beobachten und drangsalieren die Familie. Schließlich macht sie sich auf nach Europa um in ein sicheres Land zu kommen, Vater Mutter und drei Jungen, ein Baby müssen sie bei der Großmutter zurücklassen. Schlepperbanden bringen sie gegen Bezahlung auf Schleichwegen durch den Iran und die Türkei. Auf vielen Strecken wissen sie nicht, wo sie sich befinden. Die Kommunikation ist wegen der verschiedenen Sprachen und der geheimen Wege und Orte spärlich. Die afghanische Familie erreicht nach kräftezehrenden Strapazen endlich die Niederlande. Sie kommt in ein Auffanglager. Hier beginnen für die Familienmitglieder unübersichtliche Formalitäten und diverse Verhöre. Sie versuchen, so gut es geht, sich an das Leben in dem neuen Land anzupassen. Sie nehmen Sprachkurse.

Die Erzählung spricht viele wichtige Probleme der Flüchtlinge an. Auch Rechtsanwälte müssen in Anspruch genommen werden. Die bürokratischen Hürden, die die Erwachsenen bei ihrem Asylantrag zu überwinden haben, werden ausführlich beschrieben und sind auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Der Ich-Erzähler, der 13-jährige Hamayun, ist ein intelligenter, neugieriger, strebsamer Junge, der schnell Niederländisch lernt und den Eltern bei der Übersetzung von Formularen hilft. Die jungen Menschen weden vorgestellt in ihren widerstrebenden Gefühlen und Entwicklungen. Sie versuchen sich zu integrieren, kommen dabei in ihren Gruppen auch mitunter auf Abwege. Ihr Wunsch an technischen Errungenschaften teilzuhaben, bringt sie dazu, nebenbei (nicht ganz legal) Geld zu verdienen. Hamayun kommt in der Schule gut voran. Er wird Mitglied einer Theatergruppe. Um ein aktuelles Stück anzubieten, bringt die Lehrerin ihn dazu, seine Fluchterlebnisse für die Bühne aufzuarbeiten.

Die ausführliche Erzählung von der Flucht aus Afghanistan bis in die Niederlande ist eingerahmt von den Vorbereitungen zu dem Theaterstück, das Hamayun mit seinen Schulkameraden auf die Bühne bringen will. Das Buch bietet am Ende zwei Schlussmöglichkeiten an: ein glückliches Ende (die Familie darf in den Niederlanden bleiben) und ein deprimierendes Ende (die Familie wird ausgewiesen). Da wird noch einmal deutlich, wie unwägbar Asylanträge sind und wie schwer es für Regierungen ist, individuelle Entscheidungen zu treffen.

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Diese Rezension wurde verfasst von WF.
Veröffentlicht am 01.10.2016