Der glückliche Ritter Trinitat

Autor*in
Fühmann, Franz
ISBN
978-3-356-00807-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Herfurth, Egbert
Seitenanzahl
68
Verlag
Hinstorff
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Rostock
Jahr
1999
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Joachim sucht ein Theaterstück. Mitspielen sollen eine dicke Dame, ein Sultan, ein Ritter, eine Prinzessin, ein orientalischer Zauberer, ein Drache und ein Sklave. Franz Fühmann hat es ihm vor 30 Jahre geschrieben und der Hinstorff Verlag hat es jetzt veröffentlicht. So können alle Interessierten Anteil nehmen an diesem bunten Mit- und Durcheinander, das sich vor dem Thron des Sultans von Trinitat abspielt.

Beurteilungstext

Franz Fühmann ist bekannt für seine Märchen auf Bestellung. 1976 bestellte der zehnjährige Joachim bei ihm ein Theaterstück. Die Protagonisten hatte er schon festgelegt. Und Fühmann schrieb ihm dieses Stück, das Joachim dann mit seiner selbstgebauten Puppenbühne inszenierte. 1999 hat es der Hinstorff-Verlag nun auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Schauplatz ist der Hof von Trinitat, an dem der Sultan herrscht. Ein Sklave ist entsprungen und versucht nun seinen Häschern zu entkommen, indem er ihnen einen Drachen auf den Leib jagt. Doch statt den Sultan zu töten, wird der Drache von diesem schnell davon überzeugt, dass er lieber sein königlicher Oberdiskutierer werden soll. Als ein Ritter auftritt, der den Sultan vom Rittertum überzeugen will, überzeugt der Drache ihn stattdessen von seinem Unrecht, indem er ihn mit Feuer bespuckt, denn das ist - so die Meinung des Drachens, wie auch des Sultans - die beste Art zu diskutieren. Mit Witz und treffsicheren Dialogen voll dialektischer Cleverness nimmt die Geschichte ihren Lauf, bis der Sultan schließlich doch noch Ritter und der Sklave Sultan geworden ist. Mit seiner Erklärung ‚Alles kommt, wie es kommt, weil es kommt, wie es kommt. Das nennt man Geschichte' schließt der Zauberer schließlich den Kreis und beendet das Spektakel.
Fühmanns orientalische Komödie parodiert nicht nur das Drama, sondern strotzt nur so vor Bezügen zu seiner gesellschaftspolitischen Gegenwart. Er führt die Geschichte permanent an der Grenze zur Groteske entlang, spielt dabei auf die Ignoranz und Borniertheit der Mächtigen seiner Zeit an und gibt sie der Lächerlichkeit preis. Nach dreißig Jahren haben sich die Machtverhältnisse verändert, viele Begriffe wie "Dialektik" und "Tonnen-Ideologie" sind aus unserem Sprachgebrauch verschwunden, doch "Der glückliche Ritter von Trinitat" hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Das Stück erfreut daher Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
In dem Buch ist jedoch nicht nur das Theaterstück zu finden. Auch die Briefe zwischen Joachim und Franz Fühmann, die zum Zustandekommen des Stückes führten, wurden abdruckt. So erfahren die Leser auch den Entstehungshintergrund des Stückes. Das höchst interessante, vorsichtig kommentierende Nachwort von Barbara Heinze wertet das Büchlein zusätzlich auf und bietet interessante Einblicke in die Werkstatt des Dichters.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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