Der gestiefelte Kater

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Teaser

Das Märchen “Der gestiefelte Kater” ist jedem Erwachsenen von Kindesbeinen an vertraut. Was aber passiert, wenn ein “echter Dichter” das Märchen zu einem Theaterstück “umdichtet”? Und was gar passiert, wenn zwei kreative Leute sich dieser Vorlage bemächtigen und sie in moderner Fassung wiederbeleben?

Beurteilungstext

Er ist - wie viele andere sprachmächtige Dichter und Denker - weitgehend aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwunden, der “Begründer der poetischen Romantik”, Ludwig Tieck, um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein hoch angesehener Dichter am Hofe des preußischen Königs. Umso verdienstvoller ist es von dem “Nacherzähler” Blume und der Illustratorin Jacky Gleich, das “urkomische Theaterspektakel” aus der Versenkung zu holen und es in neuem Gewande nicht nur Kindern, sondern auch kundigen Erwachsenen zu präsentieren! Für die Leser/innen ist es dabei sinnvoll, zuallererst die Anmerkungen am Ende des Buches zu studieren, die nicht nur Kurzbiografien des Dichters Tieck, sondern auch des Autors u. der Illustratorin, einige Theater bezogene Begriffserklärungen, sowie nützliche Tips zur Lektüre enthalten( ROT gedruckt ist alles, was auf der Bühne passiert, Text und temperamentvolle Zuschauerreaktionen sind schwarz, Originalzitate kursiv gedruckt).
Die Handlung spielt sowohl AUF als auch VOR der Bühne, da vier repräsentative Zuschauer (die Fischerin, der Müller, die Schneiderin und der Schlosser) je nach Bühnenaktivität mit ihren lautstarken Kommentaren in das Bühnengeschehen eingreifen, der gebeutelte Dichter hie und da um Nachsicht bittet und ein “Besänftiger” auftritt, wenn es gar zu laut zu werden droht. Geradezu ein Wunder, dass bei dieser turbulenten Konstellation das Theaterstück als solches über die Bühne gehen kann!
Das Märchenbilderbuch ist mit viel Witz, Pfiff und hoher Sachkenntnis gemacht, wobei Text und Illustrationen sich optimal ergänzen. Die weichen Farben (Gelb-, Rost- und Brauntöne) täuschen Sanftheit vor, während die Illustratorin drastich überzeichnete Figuren dagegen setzt. Da werden körperliche und mimische Besonderheiten karrikierend in Szene gesetzt: ein struppiger Schnurrbart, ein fliehendes Kinn, lachend oder zeternd aufgerissene Münder. Stark flächig gestaltete Partien wechseln mit originellen, oft auch kleinen Details: ein kleines Huhn, eine verlorene Krone, Wolken, die an Bindfäden am Himmel aufgehängt sind. Dabei bleibt immer Phantasie-Raum für die Imagination der jungen und älteren Betrachter und Leser.
Fazit: ein sehr originelles, vielschichtiges, besonderes Bilderbuch, das sich allerdings nicht “zum schnellen Gebrauch” eignet, sondern mit Bedacht und Entdeckerfreude angechaut und gelesen werden sollte unter dem Motto: “Ältere helfen Jüngeren”! Nachdrücklich empfohlen.