Der gestiefelte Kater
- Autor*in
- Herre, Bettina
- ISBN
- 978-3-596-85629-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Dulleck, Nina
- Seitenanzahl
- 20
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- Märchen/Fabel/Sage
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2014
- Preis
- 7,99 €
- Bewertung
Teaser
Ein textloses Märchenbilderbuch zum Anschauen, Schmunzeln und selbst Erzählen.
Beurteilungstext
Märchen sind ein mündlich tradiertes Kulturgut und erst seit ca. 200 Jahren in schriftlicher Form etabliert. Was in ihrer sprachlich-literarischen Motivstruktur tief eingeschrieben ist, kann auch 200 Jahre nach den Brüdern Grimm in den Texten deutlich aufgefunden werden. So werden Märchen auch heute noch vielfach erzählt - und immer wieder macht man dabei die Erfahrung, dass die Aufmerksamkeit der Zuhörer und die Intensität des Erlebnisses im Vergleich zum Vorlesen ungleich größer sind. Dieser Erfahrung gewidmet ist das neue Bilderbuch ""Der gestiefelte Kater"", das jüngst im Fischer-KJB-Verlag erschienen ist. Ganz ohne Text und nur der Kraft der Bilder und des Märchens vertrauend bietet es im bekannten Kleinkinder-Pappformat das bekannte Märchen in einer dichten Bilderfolge an. Alle bekannten Handlungselemente werden hier ausführlich ins Bild gesetzt, wobei mit Pfeilen - etwas unnötig - die narrative Reihenfolge noch einmal verdeutlicht wird. Die Bilder stellen ausführlich die Handlung dar, auf verbale Inhalte und eine textbasierte Leserorientierung wird fast völlig verzichtet. So entsteht ein deutlicher roter Bilderfaden, an dem entlang kleine und große Betrachter das Märchen erzählen können.
Die Bilder scheinen digital bearbeitete Aquarell- und Buntstiftzeichnungen zu sein, die die Handlung karikiert in Szene setzen. Der souveräne Kater steht hier mit keckem Schnurrbart und immer mal wieder zum Betrachter gewandten Augenzwinkern im Mittelpunkt. Deutlich dominiert er die Handlung, die er nach seinen Vorstellungen beeinflusst. Die Charaktere und Persönlichkeitseigenschaften der Protagonisten werden eindrücklich in äußerlichen Darstellungen nachgezeichnet: der einfältige Müllerssohn, der etwas tölpelhafte, aber gutmütige König und die auch nicht sonderlich helle Prinzessin. So wird das komische Märchen zu einem witzigen Lektüreerlebnis, das zum Mit- und Nacherzählen einlädt.
Insgesamt liegt hier aber ein gelungenes Bilderbuchkonzept vor, das eine interessante Brücke zur vorschriftlichen Tradition der Märchen sucht, die keineswegs anachronistisch einzuschätzen ist.