Der Geist

Autor*in
Lawrence, Iain
ISBN
978-3-7725-2243-7
Übersetzer*in
Renfer, Christoph
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
328
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine kleine Episode im Leben des 14 jährigen Albinos Harold Kline um 1947 im Mittelwesten der USA: Gehänselt und ungeliebt zieht er in einem Wanderzirkus mit.

Beurteilungstext

"Wir sind nur falsch von außen. Die anderen Leute, die sind von innen falsch.", sagt der ‚König der Kannibalen' gegen Ende des Buches zu Harold. Selbst innerhalb des Wanderzirkus' von ‚Hunter & Green' sind die Freaks Ausgestoßene, bekommen ihr Essen immer vor denen, die als Außenseiter der Gesellschaft in diesem Zirkus eine Art von Heimat gefunden haben.
Es ist ein armseliger Zirkus mit Artisten, die mehr ausgebuht als bejubelt werden. Allein die Pferdenummer der allseits beliebten / begehrten jungen Dolly Damascus hat Klasse. Ihr gehören auch die drei Elefanten, die bisher vom Volk nur bestaunt wurden, die nun aber mit Hilfe von Harold eine Baseball-Nummer einstudieren. Diese soll d i e Attraktion in Salem, Oregon, werden, den Zirkus retten und (wie wir bald ahnen) Dolly berühmt machen.
Wir erleben die Strukturen innerhalb verschiedener überschaubarer Gesellschaften. Da gibt es zunächst Harolds Wohnort Liberty, wahrscheinlich in Wyoming oder Idaho. Vater und Bruder sind aus dem 2. Weltkrieg nicht heimgekehrt, Mutter hat neu geheiratet. Harold ist allein mit seiner Hündin Honey, die ihm nicht von der Seite weicht. Von allen misstrauisch beobachtet wird der junge Albino zum Ausgestoßenen, den selbst die kleinen verspotten: "Made, Geist, Schneewittchen". "Ich bin unsichtbar. Keiner kann mich sehen." versucht sich Harold dann klein zu machen.
Die zweite Gruppe ist die der Freaks, der Missgeburten, die vom Monströsenkabinett. Die helfen ihm, nehmen ihn mit in ihrem Wagen, lassen ihn dort wohnen. Die "Tingeltangelmangel" (alle nehmen ihn in die Mitte und drücken) presst seine Wehmut aus ihm heraus und gibt ihm Geborgenheit zwischen dem Zottel Samuel, der kleinwüchsigen ‚Prinzessin Minikin' und der wahrsagenden Zigeunerin Magda. In diese Gruppe gehören dann noch die barttragende Esther und Wallo, der kleine ohne Arme und Beine, wohl aber mit Händen und Füßen. Als Harold die Chance erhält, mit den Elefanten trainieren zu dürfen, vermeidet er von da an, mit den Freaks essen zu müssen. Die kennen wohl solche Verhaltensweisen, nur Samuel nimmt ihm das übel.
Die dritte Gruppe ist die des Zirkus, der überall bei der Ankunft willkommen geheißen wird, obwohl niemand die Menschen akzeptiert. Innerhalb des Zirkus gibt es Hinterhältigkeit und Neid, viele versuchen sich in Intrigen oder sich egoistisch Vorteile zu verschaffen. Das erkennt man aber nur zwischen den Zeilen. Allein der Streit zwischen dem Rausschmeissser und Harold eskaliert offen durch Eifersucht. Neben der Gruppe der Freaks gibt es noch die beiden Außenseiter: Ula Bula Mambo ist ebenfalls Albino und nennt sich König der Kannibalen. Er ist der erste, der wegfährt, den Weg markiert. Er lebt allein. Der andere ist Bob, ein Indianer, der sich ‚Den der Donner weckt' nennt und mit dem Pferd unterwegs ist.

Die über dreihundert Seiten fordern einen geübten Leser. Die Geschichte ist jedoch von Beginn an so flüssig erzählt, dass man sich gern hineinziehen lässt in diese fremde Welt der Ausgestoßenen. Bald vergisst man deren Aussehen, lebt, liebt und leidet mit ihnen wie mit Freunden. Nach 52 Kapiteln legt man das Buch, mit dem man einige Zeit verbrachte, nur ungern aus der Hand.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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