Der geheime Tunnel - Jagd auf den Schatz von Troja (2 von 3)
- Autor*in
- Fritsche, Olaf
- ISBN
- 978-3-499-21384-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Korthues, Barbara
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- –
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 6,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Drei Freunde, Albert, Lilly und Magnus, können einen Zeittunnel nutzen, um eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen. Dieses Mal sind sie auf der Suche nach dem Schatz von Troja, den sie jedoch nicht bergen können, da die Stadt vernichtet wird. So unternehmen sie einen zweiten Versuch, der sie in die Zeit der Ausgrabungen Heinrich Schliemanns führt, und der tatsächlich erfolgreich ist, aber der Schatz wird gestohlen, und es wird noch einmal richtig brenzlig.
Beurteilungstext
Das Buch bietet an und für sich viel: Akteure, mit denen sich der Leser identifizieren kann (die couragierte Lilly, der patente Magnus, der kluge an den Rollstuhl gefesselte Albert) einen exotischen Stoff (der Mythos Troja), ein faszinierendes Phänomen (Zeitreisen), interessante Kontraste (Vergangenheit - Gegenwart), emotionale Themen (Krieg, Behinderung). Dass ein Buch über Zehnjährige für Zehnjährige die Bedürfnisse des Erwachsenen nicht bedienen muss, ist unbestritten. So werden wir von verwirrenden Details des Mythos verschont, den Zeittunnel gibt es einfach, das Problem des Zeitparadoxons überfordert nicht, Kinder handeln wie Kinder, sie sprechen wie Kinder, ihr Unverständnis für die Ursache des Trojanischen Krieges (Krieg wegen einer Frau) und das Verhältnis Mensch-Gott (Opferung der Iphigenie) ist glaubwürdig. Es findet sich Witziges und Originelles, etwa der sich stets verlaufende Odysseus, der schweigsame Hirte Alexios, der sich als Nachfahre des Hirten Costas aus Troja, der Aufseher Hermann Dubios, der sich als Gauner entpuppt, die Trojamanie Schliemanns u. a.
Hier kann allerdings schon die Kritik ansetzen, denn was nimmt der junge Leser, von dem man keine Vorkenntnisse erwarten kann, mit, was wird sein Bild prägen? Der schrullige Schliemann ist immer in Gefahr, zur Karikatur zu werden, von Odysseus wird sein tölpelhaftes Umherirren haften bleiben. Die Augenblicksaufnahme des Ringens um Troja lässt sicher nicht viel zu, erfolgt aber zu sehr aus der Perspektive des Computerspielers (Odysseus: "Das Gemetzel wird sicher den ganzen Tag dauern."). Betroffenheit ist da, dringt aber nicht durch.
Albert hat sich zwar vorbildlich mit seiner Behinderung abgefunden, dass er aber so ganz ohne Wehmut seine Freunde auf die Zeitreisen ziehen lässt, ist nicht anzunehmen.
Dass fremde, gegensätzliche Welten aufeinander treffen, wird schon deutlich, beschränkt sich aber darauf, dass Costas bei Lilly Schweigsamkeit vermisst und die Kinder Costas das Fußballspielen beibringen. Für die Kinder erweist es sich mehr als einmal als Nachteil, dass sie die Geschichte des Trojanischen Krieges und der Ausgrabungen nicht vollständig gelesen haben, eine Unüberlegtheit, die cleveren Zehnjährigen auf ihrer zweite Zeitreise nicht abgenommen werden kann, aber so kann Albert zum Retter in der Not werden.
In die Unterhaltung der Kinder wird Jugendsprache eingestreut ("Boah!"; "Voll krass!"), was durchaus in Ordnung ist, aber manchmal doch gewollt wirkt ("Zickenkrieg auf der Götterfete").
Eine Abenteuergeschichte mit Witz und Humor, die von dem großen Epos aber wenig spüren lässt, Lesefutter also, durchaus unterhaltend und ansprechend, aber nicht fesselnd.