Der Froschkönig oder der Eiserne Heinrich

Autor*in
Grimm, Brüder
ISBN
978-3-86566-318-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schenker, Sybille
Seitenanzahl
46
Verlag
minedition
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Bargteheide
Jahr
2018
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
32,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eine spannende neue Illustration des altbekannten Märchens: Laserschnitttechnik trifft auf Folienblätter, wodurch spannende Illustrationseffekte entstehen.

Beurteilungstext

Nach "Rotkäppchen" und "Hänsel und Gretel" legt Sybille Schenker nun ihr drittes Märchenbilderbuch vor, wieder aufwändig gebunden, mit Laserschnitt auf der Titelseite und zahlreichen Zwischenfolien, die die Besonderheit des Buches ausmachen.

Als Textgrundlage wurde offensichtlich auf die Ausgabe letzter Hand von 1857 zurückgegriffen, auch wenn im Impressum irrtümlicherweise auf die Ausgabe von 1819 verwiesen wird. Zum Glück, denn der wunderschöne erste Satz ist erst ab der 3. Ausgabe von 1837 enthalten: "In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien." Die Textgrundlage wurde an wenigen Stellen leicht an heute gängigen Formulierungen angepasst, und es wurde auch die Coda-Erzählung vom Eisernen Heinrich mit in das Bilderbuch übernommen.

Die Illustrationen arbeiten mit drei Elementen: gedruckte Scheren- oder Laserschnitte, sehr wenige Farben (Schwarz, Weiß, Giftgrün und Gold) sowie eingebundene bedruckte Folien. Daraus ergibt sich insgesamt eine eher sparsame Bildgestaltung, aus der sich jedoch ein interessantes Spannungs- und Deutungsverhältnis ergibt. Die Scherenschnitte setzen zentrale Erzählinhalte um: Die Figuren, pointierte Ausschnitte der Orte (z. B. den Brunnen, die Treppe, die Kutsche) sowie - als Schmuckelemente - Pflanzen und Ranken. Die Farben sind deutlich funktional: Dem Frosch ist die giftgrüne Farbe als flächiger Hintergrund zugeordnet, teilweise auch als Schriftfarbe. Die Seiten mit Abbildungen der Prinzessin, ihres Vaters und nach der Verwandlung die des Prinzen haben einen weißen Hintergrund, vor dem mit schwarzen Schnittbildern gearbeitet wird. Goldene Applizierungen dienen als ästhetisches Element, zum Beispiel, wenn auf jeder Seite der erste Buchstabe des Textes als goldene Initiale gestaltet ist, aber auch für die besondere Hervorhebung einiger zentraler Erzählelemente: Ball, Treppe, Krone und die Bänder des Eisernen Heinrichs.

Soweit könnte man meinen, dass die Illustrationen vor allem einen schönen begleitenden Charakter haben und ein wenig mit dem Inhalt spielen. Die bedruckten Folien jedoch bekommen eine ganz eigene Erzählfunktion, denn durch ihr Durchsichtigkeit und ihre doppelte Nutzung vor und nach dem Umblättern spielen sie mit Vor- und Rückgriffen, geben aber vor allem eigene Deutungen. So ist z. B. der Frosch bei der Schilderung, dass die Prinzessin ihre Kugel im Brunnen verloren hat, bildlich ganz bei ihr, wird fast von ihr getragen. Wendet man nun die Folie, wird der Frosch zum Gegenüber der Prinzessin, die ihm ihren Schmuck anbietet. Bemerkenswert ist auch die Folie mit der Treppe. Perspektivisch sind wir als Betrachtende hinter dem Frosch und nehmen so auch die Höhe der Stufen und die Länge der Treppe wahr. Blättern wir um, hat es den Anschein, als wenn der Frosch eine Stufe höher gekommen wäre (was faktisch nicht der Fall ist, jedoch ändert sich die Drehrichtung der Treppe). So kommt durch das Blättern Bewegung in das Bild. Da ist man dann ein wenig enttäuscht, dass bei der Verwandlungsszene nicht ein ähnlicher Effekt erzeugt wird. Trotzdem: Sybille Schenker ist mit dieser Illustration des Froschkönigs eine überzeugende Neugestaltung gelungen, bei der es lohnt, sich mit Text und Bild auseinanderzusetzen. Leider ist der Preis mit 32,00 € so hoch, dass das Buch wohl kaum in viele Kinderhände gelangen wird.

Christoph Jantzen

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.04.2019

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