Der dunkle Wächter

Autor*in
Zafón, Ruis
ISBN
978-3-596-85388-5
Übersetzer*in
Grüneisen, Lisa
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
343
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Fantastik
Ort
Frankfurt
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Mutter mit ihren beiden Kindern bekommt einen neuen Job an der Atlantikküste. Alles sieht traumhaft aus, der Job ist leicht, die Familie wohnt in einem Haus hoch an der Küste, die Tochter bekommt einen Freund. Alles ist traumhaft, bis die lebenslustige Freundin Hannah tot aufgefunden wird. Jetzt beginnt langsam, leise, ein Horror der Weltklasse, der schließlich alle zu verschlingen droht. Nur der Mut und die Liebe der Tochter und ihres Freundes retten die Familie.

Beurteilungstext

Derlei Schmöker triefen gewöhnlich vor Romantik. Zu meiner großen Freude hält sich das hier in Grenzen, und zwar so sehr, dass trotz aller Fantastik die Lektüre noch gut genießbar ist. Schreiben kann der Ruiz fürwahr, er findet eine Story (relativ belanglos) und fügt in sie eine immer dunkler und unheimlicher werdende Gruselgeschichte ein, findet glaubhafte und sympathische Charaktere (hier eine jung gebliebene und notwendigerweise unerschrockene Mutter, eine fast fünfzehnjährige Tochter, sportiv und von der ersten Liebe beflügelt und deren kleinen Bruder, der zwar nicht immer souverän bleibt - wie auch angesichts derlei unheimlicher Übermacht -, dennoch aber im rechten Augenblick das Richtige tut, und den jungen Helden, den Fischer, den Lonesome Cowboy. Dass er und die intellektuelle Tochter im Jahre 1937 oder auch 10 Jahre später im sehr standesbewussten Frankreich nicht so recht zusammen passen können, tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Geschickt materialisiert der Autor das Grauen erst nach und nach, baut retardierende Momente ein, wenn etwa der kleine Bruder dem bedrohlichen Schatten etwas befiehlt, was der - als guter Böser Geist aus der Flasche - prompt befolgt. Gespannt wartet der Leser darauf, dass der Kleine diesen Erfolg wiederholt. Leider hat der das aber gar nicht bemerkt und wird prompt bestraft. Die Mutter ist unerschrocken, folglich könnte sie auch gegen den Geist Erfolg haben, vorsichtshalber aber fällt sie in Ohnmacht und so droht der Bösewicht doch noch Erfolg zu haben. Das Ganze scheint sich endlich in einem seitenlangen Geständnis aufzulösen, alle verstehen, worum es geht, aber dann zerfällt die Illusion, der Gestehende war nur eine Scheingestalt.
Die Spannung ist perfekt. Man darf halt nach dem Wahrscheinlichkeitsgehalt nicht fragen.
Aber was erwartet man auch von einem spannenden Schmöker, deswegen empfehle ich diesen Schinken gerne als Lesefutter und für Urlaub jeglicher Art, besonders an der Küste der Normandie.
Dass die ganze Geschichte 1937 spielt und ein Nachspiel im Jahre 1947 hat, ist m.E. einzig der Tatsache zu verdanken, dass damals noch vielfach Kerzenlicht angewandt wurde, was attraktiv verlöschen kann. Das Licht spielt eine große Rolle und der Autor versteht es meisterhaft, Licht in Textform einzusetzen. Meine Hochachtung, die übrigens auch der Übersetzerin gilt. Die Story selbst ist zeitlos und der Verweis auf die deutschen Wehrmachtshorden nur geschmacklos, aber auch wirkungslos.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010