Der Duft des Meeres

Autor*in
Frazier, Angie
ISBN
978-3-570-40130-9
Übersetzer*in
Link, Michaela
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
383
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

San Francisco im Jahre 1855: Die 17jährige Camille liebt das Meer und die Seefahrt und hat die Chance vor ihrer (unfreiwilligen) Heirat ein allerletztes Mal mit ihrem Vater und dessen Ziehsohn – dem jungen Seemann Oscar – zur See zu fahren, bevor sie sich in ihre konventionelle Rolle als verheiratete junge Frau einfügt. Doch diese Fahrt wird nicht nur ein Abschied von der Kindheit sein, sondern für Camille vielmehr eine Reise zu sich selbst.

Beurteilungstext

Eigentlich liebt Camille, die nach dem angeblichen Tod der Mutter von ihrem Vater allein aufgezogen wurde, ihren Verlobten nicht. Doch sie weiß, dass sie durch ihre Heirat sich und ihren Vater vor der Armut bewahren kann und ist sich dieser Verantwortung bewusst.
Auf der letzten Seereise, die sich als Reise zu ihrer totgeglaubten Mutter herausstellt und zudem als Schatzsuche, verliert sie durch einen alten Fluch schließlich ihren Vater und muss sich mit Oscar allein durch Australien durchschlagen, um den Fluch zu brechen, den Schatz zu finden und ihren Vater von den Toten zurück zu holen.
Was erst nach einem Entwicklungsroman im historischen Gewand auftrat, indem sich die jugendliche Protagonistin durch den Verlust des Vaters und durch den Verlust der jugendliche Idylle auf die Suche nach ihrer Mutter begibt und sich auf dem Weg eigenverantwortlich bewährt, driftet im Laufe der Geschichte immer mehr in eine stereotyp erzählte Liebesgeschichte mit übersinnlichen und fantastischen Ausschmückungen ab.
So wirken die beschrieben Figuren nicht lebendig oder bilden eine Entwicklung ab, sondern besetzen archetypischen Rollen. Da wäre zum einen die scheinbar unkonventionelle, weibliche Protagonistin aus gutem Hause, die zwar ungern Schuhe trägt, aber trotz allem einen starken, männlichen Partner braucht, den sie in dem rauen Seemann Oscar findet. Begleitet werden die Beiden dabei zum anderen von einem liebenswerten Gauner und auch das weitere Personal der Geschichte lässt sich ohne Probleme in passende Kategorien eingliedern.
Neben dieser sehr klischeehaften Figurenzeichnung sind auch die Dialoge und inneren Monologe der Charaktere bisweilen durch so plakative und stereotype Wendungen gekennzeichnet, die das Lesevergnügen einmal mehr trüben.
Zum Schluss, bei dem sich die Ereignisse nahezu überschlagen und übersinnliche Bewährungsprobe auf Bewährungsprobe folgt, wird die Möglichkeit die Schatzsuche als Metapher für den Verlust der Kindheit bzw. als Reise der jugendlichen Protagonistin in das Erwachsenwerden zu verstehen negiert, indem die fantastische Materialität des Schatzes und dessen Möglichkeit Tote zum Leben zu erwecken, dargestellt und vorgeführt wird.
Es scheint leider so, als könnte sich der Roman nicht so richtig entscheiden. Ist der Duft des Meeres ein historischer Roman mit starker weiblicher Hauptfigur, doch eher eine grandiose Liebesgeschichte, ein fantastisches Abenteuer mit mythischen Geschehnissen, ein jugendlicher Entwicklungsroman oder doch ein bisschen von allem und deswegen in allen Bereichen leider zu oberflächlich?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von StJ.
Veröffentlicht am 01.01.2010