Der Brief von Papa

Autor*in
De Cook , Michael
ISBN
978-3-407-82045-7
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Vanistendael, Judith
Seitenanzahl
90
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
Weinheim
Jahr
2014
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rosie wohnt allein mit ihrer Mama in einem Hochhaus. Ihre Mutter muss viel arbeiten und von ihrem Vater hat Rosie schon monatelang nichts gehört. Da klingelt plötzlich das Telefon und Rosie kann endlich mit ihrem Papa sprechen. Sie erfährt, dass Mama ihr nicht die Wahrheit gesagt hat, als sie behauptete, Papa sei in ein fernes Land abgehauen. Die Wahrheit ist für Rosie ein Schock. Sie will Papa besuchen, obwohl ihre Mutter dies sicher nicht erlauben würde...

Beurteilungstext

Der Roman “Der Brief von Papa” aus der Reihe Rosie und Moussa widmet sich auch diesmal einem schwierigen, sehr emotionalen Thema. Rosies Eltern haben sich getrennt. Seit diesem Tag weiß Rosie nicht, wo ihr Vater ist, was er macht und wie es ihm geht. Ihre Mutter hat ihr nur gesagt, dass er Probleme anzieht wie ein Magnet das Eisen und einfach in ein fernes Land gezogen sei. Rosie weiß, dass die Liebe zwischen Erwachsenen schmelzen kann - wie der Schnee im Frühling - und sie weiß, dass Mama nicht über Papa reden will, auch wenn er Rosie so sehr fehlt. Als ihr Vater dann eines Tages unverhofft anruft, erfährt Rosie die erschreckende Wahrheit. Nur mit ihrem Freund Moussa und der guten Seele Frau Himmelreich kann sie darüber sprechen, dass ihr Vater im Gefängnis sitzt. Rosie erhält einen Brief von ihm und beschließt ihn zu besuchen, ohne Mama davon etwas zu erzählen. Im Gefängnis erfährt sie dann die ganze Wahrheit. Rosie ist glücklich nun zu wissen, wo ihr Vater ist, aber sie muss auch schmerzhaft erfahren, dass ihre Mama, die schließlich doch erfährt, dass Rosie bei ihrem Vater war, sie nicht auf die Besuchstage begleiten wird.
Der Roman behandelt ein düsteres, psychologisch sehr belastendes Thema. Dementsprechend dunkel und bedrohlich wirken auch die schwarz-weiß Zeichnungen, die durch Schattierungen und verzerrte Größenverhältnisse die Last der schweren Wahrheit, die Rosie verdauen muss, widerspiegeln. Der Ton des Romans ist dagegen sehr leicht und ruhig gewählt, bisweilen heiter und zukunftsorientiert. Der Autor arbeitet mit kindgerechten Vergleichen und philosophischen Weisheiten wie etwa der Liebe, die wie Schnee schmilzt, oder auch dem Marmeladenbrot, das für Rosies Papa einfach immer auf die Marmeladenseite fällt.
Rosie weiß zunächst nicht, was ihr Vater eigentlich verbrochen hat, und macht sich die allerschlimmsten Vorstellungen. Allein schon aus diesem Grund muss sie mit Papa reden, um die Wahrheit zu erfahren.
Rosies sonderbare Nachbarn, deren Wohnung unaufgeräumt und chaotisch wirkt und die so ganz anders sind als “normale Leute”, sind wahre Freunde in Rosies Not. Sie helfen einfühlsam und erklärend. Gleichzeitig sind sie so mutig, auch gegen Rosies Mama die Wahrheit zu äußern. Sie sind für Rosie die Felsen in der Brandung, mit deren Hilfe sie zu ihrem Vater findet und die Angst vor dem dunklen Geheimnis verliert.
Die Geschichte ist so einfühlsam formuliert, dass der Leser sich sehr gut in Rosies Lage hineinversetzen kann und ihre Erlebnisse quasi durch ihre Gedanken hindurch verstehen lernt. Sowohl ihr Zwiespalt, die Mutter anlügen zu müssen, als auch ihr Kampf um weiteres Besuchsrecht bei ihrem Vater werden so hautnah miterlebt.
Die belastende Geschichte wird an vielen Stellen mit aufmunternden Worten der guten Frau Himmelreich, kleinen Gesten von Mitmenschen oder heiteren Ereignissen und nicht zuletzt durch Moussas unbeschwert heiteren Charakter aufgelockert, dennoch bleibt die Atmosphäre bedrohlich und zum Schluss traurige Realität für Rosie. Daher ist die Geschichte, obwohl der Großdruck und die Text-Bildkohärenz das Lesen schon ab der zweiten Klasse ermöglichen würden, aus thematischen Gründen sicher nicht für alle Kinder geeignet und sollte von einem Erwachsenen im Verstehensprozess begleitet werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von SZ.
Veröffentlicht am 01.01.2010