Der böse Geist des Herrn Descartes

Autor*in
Mongin, Jean Paul
ISBN
978-3-03734-433-0
Übersetzer*in
Schulz, Sabine
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Schwoebel, Francois
Seitenanzahl
64
Verlag
diaphanes
Gattung
Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Sachbilderbuch „Der böse Geist des Herrn Descartes“ führt in die Erkenntnistheorie des französischen Naturwissenschaftlers und Philosophen ein, umschlossen von einer Erzählung Jean Paul Mongins, illustriert von Francois Schwoebel. Es bezieht sich dabei indirekt auf Rene Descartes sechs „Meditationen über die Erste Philosophie“.

Beurteilungstext

Dieser Zweifel ist wohl schon jedem Menschen einmal gekommen: Ist das, was ich sehe, höre, rieche, schmecke oder fühle, Ausdruck der Realität oder täuschen mich meine Sinne? Und wenn schon die Existenz dessen, was sich sich um mich herum befindet, nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann, wie sieht es dann mit mir selbst aus? Bin ich bzw. existiere ich denn wirklich?
Die Frage nach dem Sein (und dem Seiendem) stellt die Grundfrage der Philosophie schlechthin dar; von den griechischen Naturphilosophen bis hin zu modernen Klassikern wie Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre haben sich mehr oder minder alle großen Philosophen während ihres Schaffens darüber den Kopf zerbrochen.
Der Mathematiker, Physiker und Philosoph Rene Descartes (1596-1650) hat dies auch getan, und Paul Mongin, der Autor und Herausgeber der Sachbuchreihe „Le petite Platon“, vollzieht spannend und verständlich dessen Überlegungen nach: Descartes, der im Beisein seines Papageien Baruch über Meteorite und die Konstruktion von Fernrohren forscht, überfällt eines Winterabends der Zweifel nicht nur an der Beschaffenheit der durch ihn wahrgenommen Umwelt, sondern an der menschlichen Existenz an sich. Wenn etwa ein böser Geist sämtliche unserer Sinne täuscht, kann ich mir dann meiner eigenen Existenz überhaupt noch sicher sein? Descartes bekannte Antwort hierauf lautet: „Ich denke, also bin ich“, weil mein Zweifel (=Denken) meine Existenz voraussetzt.
Der Denker geht mit dieser Gewissheit zu Bett, die Frage nach der sicheren Erkenntnis aller Dinge außerhalb der eigenen Existenz bleibt. Halb schlafend, halb wachend überkommt ihn die Erkenntnis: weil die Idee eines unendlichen, allmächtigen und vollkommenen Wesens wie Gott nicht von einem unvollkommen Menschen hervorgebracht worden sein kann, muss diese Idee von Gott selbst stammen. Also existiert Gott. Und wenn dieser vollkommen ist, kann er nicht wollen, dass ich mich täusche. Denn List und Täuschung gehören in die Sphäre des Unvollkommenen. Es ist also kein böser Geist oder ein täuschender Gott verantwortlich für die Irrtümer des Menschen, sondern sondern dessen unvollkommener Körper. Der Menschen ist nämlich auf seine Sinne angewiesen; und diese können ihn täuschen, aber sie vermitteln häufiger etwas Wahres als Falsches. Etwa der Schmerz, den Descartes verspürt, als ihm Baruch beim Aufstehen in seinen großen Zeh beißt. Der Morgen dämmert, und so dämmert es auch in Herrn Descartes: All meine Traum- und Trugbilder sind undeutlich und verzerrt, doch was mir klar und deutlich erscheint, kann ich als gesichert und wahrhaftig annehmen...
Ein großartiges Bilderbuch, in der mit wenigen, verständlichen Worten, begleitet von ansprechend-athmosphärischen Illustrationen, eine mögliche Antwort auf DIE Frage der Philosophie vorgestellt wird. Sehr empfehlenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von mz.
Veröffentlicht am 01.01.2010