Der Anti-Struwwelpeter oder listige Geschichten und knallige Bilder

Autor*in
Waechter, Friedrich Karl
ISBN
978-3-257-01142-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
39
Verlag
Diogenes
Gattung
Lyrik
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

1970 bereits entwarf F. K. Waechter den Anti-Struwwelpeter und schubste damit die vermeintliche Erziehungsbibel der vorangegangenen, autoritären Generationen vom Thron.

Beurteilungstext

Unzählige Parodien entstanden in den vergangenen 160 Jahren seit dem Erscheinen des Struwwelpeters von Heinrich Hoffmann. F. K. Waechter schreibt seinen Struwwelpeter als Aufruf zum Ungehorsam. Oder? Da ziehen doch die Kinder dem braven Ordnungsmann die Hosen aus, Minz und Maunz beklagen nicht das Zündeln, sondern das unerlaubte Spielen mit dem Mohr. Paulinchen wird tintenschwarz und freut sich mächtig "weil ich jetzt wie die Mohren bin, / lauf ich zu meinen Freunden hin." Das Opfer sind hier nicht länger die unartigen Kinder, nein, hier trifft es die wahren Schuldigen, nämlich die autoritären Erziehenden, die Erwachsenen. Und so ist auch nicht der Kaspar Opfer der ungegessenen Suppe, sondern der Vater wird begraben unter dem Berg der Tischutensilien, nachdem ihn vollends die Contenance verlies - "und die Mutter blicket stumm / auf dem leeren Tisch herum." Und der böse Friederich? Ja, nicht er hat die Peitsche in der Hand. Der Vater schlägt und schreit und sperrt das Kind im Keller ein. Nicht lange, dann ist's umgedreht - und Friederich geht "dorthin, wo man überlegt, / aber keine Kinder schlägt."
Aufruf zum Ungehorsam? Waechter zeigt in seinen Geschichten die Grenzen der autoritären Erziehung. Schreien, Schlagen, Drohen, Einsperren - nichts kann am Ende den Freiheitsdrang, die Freude am Leben zerstören. Ist das Ungehorsam? "Die Geschichte von den Protzkindern" erzählt von Grete, Hans und Friederich, Robert, Philipp und Ludewig. Sie alle können etwas, was die anderen nicht können. Oder haben etwas, was die anderen nicht haben. "Ihr könnt ja keine Grätsche! / Ätsche, ätsche, bätsche!" Aus dem netten Beisammensein im sonnigen Wiesengrund wird ein erbitterter Wettstreit. Bis Grete sagt: "Ihr habt ja wohl kein Hirn. / Ihr seid ja wie erwachsne Leute, / die immer protzen, dass sie heute / den Garten noch gepflegter haben / als Nachbars. Oh, ihr dummen Knaben, / wir sollten doch zusammenhalten / und uns nicht zanken wie die Alten."
Von Kindern lernen und zuhören, statt ihnen die Welt zu predigen. K.F. Waechters Anti-Struwwelpeter mahnt in unnachahmlichen Texten und Bildern zu mehr Miteinander der Generationen. Weg vom "artigen", hin zum klugen, freien, frohen Kind. Denn schon der fliegende Robert wusste: "Mich macht nun mal was andres froh. / Zum Beispiel so ein Flug zu zweit / schenkt eine Menge Fröhlichkeit."

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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