Dear Martin

Autor*in
Stone, Nic
ISBN
978-3-499-21833-0
Übersetzer*in
Singelmann, Karsten
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Justyce gehört zu den Besten seiner Stufe. Er hat den Studienplatz in Yale sicher, doch das interessiert den Polizisten nicht, der ihn verhaftet, weil er schwarz ist. Justyce sucht Antworten auf die erschreckenden Gewalttaten an unbewaffneten schwarzen Jugendlichen in der USA bei Martin Luther King.

Beurteilungstext

Justyce, 17, und sein Kumpel Manny sind schwarz. Sie besuchen in Atlanta eine Eliteschule, auf der fast nur Weiße sind. Als Justyce ohne Grund von der Polizei gefesselt und festgenommen wird, beginnt er fiktive Briefe an sein Idol Martin Luther King zu schreiben, in denen er sich mit dem Rassenproblem in seinem Alltag auseinandersetzt. Er bittet Manny bei den abwertenden Worten seines weißen Freundes Jared nicht mehr zu schweigen. Justyce ist in die schöne, flatterhafte Melo verliebt, aber er versteht sich am besten mit Sarah-Jane, seiner Partnerin im Debattierclub. Bei einer gemeinsamen Autofahrt wird Manny von einem Weißen erschossen, weil er zu laut Musik hört. Justyce verliert völlig die Orientierung. Er überlegt, sich der Gang „Black Jihad“ anzuschließen, schreckt gleichzeitig davor zurück. Er erträgt es nicht, dass die Medien Manny als Schuldigen und nicht als Opfer darstellen, er bekommt Angst, als auch er in der Gerichtsverhandlung unter Druck gerät. Sarah steht Justyce bei und wird seine Freundin. Mannys Mörder stirbt im Gefängnis. Justyce geht nach Yale auf die Uni, Sarah auf eine andere Uni in der Nähe und für beide beginnt ein neuer Lebensabschnitt.

Der Anfang und das Thema des Buches haben Parallelen mit „The Hate U Give“ von Angie Thomas, die dieses Buch laut Cover empfiehlt.
Leider ist 2017 in der Trump-Ära Polizeigewalt und Rassendiskriminierung in den USA besonders aktuell. Justyce – der Name ist vielleicht nicht zufällig gewählt – findet sich nicht damit ab, dass unbewaffnete Schwarze erschossen werden und die Täter ungestraft bleiben. Justyce möchte etwas gegen die Ungerechtigkeit tun, gewaltfrei, genau wie sei Idol Martin.
Sein Leben als Schwarzer beschreibt er so: „Es ist, als würde ich einen Berg besteigen wollen, und von oben tritt mich immer einer, damit ich nicht mit ihm auf gleiche Höhe komme und von unten zerrt einer an meinem Bein, damit ich nicht vom Boden wegkomme, den er nicht verlassen will.“ (S. 88/89)
Justyces innere moralische Auseinandersetzung ist das Hauptthema des Buches.

Äußere Umstände sind sehr knapp gehalten. Unbeantwortete Fragen tragen nicht zur Spannung bei, sondern hinterlassen ein unbefriedigtes Gefühl. Warum wohnt Justyce in einem Wohnheim, obwohl seine Mutter nicht weit entfernt wohnt und beide sich gut verstehen? Wie und wo isst er? Wie schneidet er in den Abschlussprüfungen ab? Bekommt er in Yale ein Stipendium? Wie passt der prügelnde Vater zum Musterschüler der Eliteschule?

Die anderen Charaktere wirken klischeehaft in der Rolle, die sie für den Fortgang der Handlung spielen.

Nach einem starken Anfang wirkt die erste Hälfte der Erzählung wenig spannend. Nach dem Todesschuss wird es spannend. Mit dem Tod des Mörders löst sich der Druck auf Justyce auf, dieses Ereignis wirkt konstruiert. Nach dem letzten Brief an „Dear Martin“, in dem Justyce Martin Luther King dankt, merkt er, dass er doch ein wenig bewirkt hat: Zumindest Jared hat seine rassistische Einstellung geändert.

Drehbuchartige Dialoge, Medienberichte, Verhörprotokolle und Justyces Briefe an Martin Luther King unterbrechen immer wieder die klassische Erzählweise und sorgen für Abwechslung. Mit 253 groß bedruckten Seiten ist das Buch relativ kurz. Das macht es besonders für wenig lesegewohnte Jugendliche einfacher, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Das Buch rüttelt wach und sensibilisiert, deshalb trotz Schwächen eine Empfehlung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von est; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 17.02.2019

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