Dear Martin

Autor*in
Stone, Nic
ISBN
978-3-499-21833-0
Übersetzer*in
Singelmann, Karsten
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2018
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Der 17-jährige Justyce besucht eine Privatschule und hat den Collegeplatz in Yale schon fast sicher, als er unschuldig verhaftet und stundenlang festgehalten wird. Sein Verbrechen: Er ist schwarz. In den kommenden Monaten schaukeln sich rassistische Konflikte in seinem Umfeld auf. Es kommt zur Tragödie.

Beurteilungstext

Justyce ist Vollstipendiat einer weißen Privatschule, die 3000 Dollar Schulgebühren im Monat kostet. Er ist Sieger des Debattierwettbewerbes seines Bundesstaates. Die Zulassung für die Eliteuni Yale hat er quasi in der Tasche, und natürlich ist er ein unbescholtener Jugendlicher mit gepflegtem Äußeren. Alles in allem ist Justyce also das, was der mittelständische Amerikaner als Vorbild für seine Kinder bezeichnen würde. Und doch wird Justyce verhaftet und in Handschellen gelegt, weil er für einen Autodieb gehalten wird. Jeder in seinem Umfeld weiß, dass der eigentliche Grund für die Festnahmen seine Hautfarbe ist. Und obwohl Justyce von seiner Mutter auf diese Situation vorbereitet wurde, sitzt das seelische Trauma tief. In den folgenden Wochen kommt es sowohl in Justyce' Debattierclub als auch in seinem privaten Umfeld zu Diskussionen und Konflikten. Justyce reagiert zunehmend sensibler auf die vielen versteckten und offen rassistischen Verhaltensweisen vor allem von Seiten der weißen Kumpels seines besten Freundes Manny. Dann passiert das Unfassbare: Ein weißer Polizist erschießt Manny und verletzt Justyce schwer, weil die beiden an der Ampel neben ihm ihr Radio nicht leiser drehen. Der nachfolgende Prozess, die Darstellung des Geschehens in den Medien und das Verhalten von Mannys weißem Freund Jared lassen Justyce ernsthaft über einen Seitenwechsel nachdenken. Er nimmt Kontakt zu einer Gang aus seinem früheren Wohnviertel auf...
Nic Stone kombiniert in "Dear Martin" vor allem zwei Textarten. Zum einen schreibt Justyce Briefe an Martin Luther King, in denen er sich mit dessen Umgang mit Rassismus auseinandersetzt; leider sind diese Briefe in einer nur schlecht lesbaren Schriftart gedruckt. Zum anderen wird die fortlaufende Handlung vom außenstehenden Erzähler erzählt. Daneben finden noch Transskriptionen von Fernsehberichten Verwendung.
Die Story um den fast perfekten Musterschüler Justyce wirkt ziemlich konstruiert, ebenso wie die oft klischeehaften Protagonisten. Justyce hat mit Fleiß und Strebsamkeit den maximalen Sprung aus dem schwarzen Ghetto in die weiße Upperclassschule geschafft. Er kann nicht nur gut debattieren, er gewinnt gleich einen Wettbewerb. Und seine Freundin ist nicht einfach nur weiß, sie ist eine ebenso perfekte Schülerin wie er - und Jüdin mit polnischen Vorfahren, die dem Holocaust entkommen sind. Der Polizist, der Manny erschießt, ist der Partner eines Polizisten, den Mannys Cousin getötet hat. Das sind einfach ein paar Zufälle zu viel. Die Dialoge der Protagonisten nehmen in der Erzählung breiten Raum ein, und auch sie wirken oft gestelzt, so als ob die Autorin bestimmte gesellschaftliche Gesichtspunkte unbedingt darin zum Ausdruck bringen wollte.
Trotz einiger Schwächen bringt das Buch den stets präsenten Rassenkonflikt in den USA sehr gut zum Ausdruck. Weiße und Schwarze sehen sich im Buch und wohl auch in der realen Welt als zwei getrennte gesellschaftliche Gruppen, die sich gegenseitig misstrauisch beäugen und sich stets ungerechtfertigten Vorwürfen ausgesetzt sehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 11.11.2018

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