Dazwischen: Ich
- Autor*in
- Rabinowich, Julya
- ISBN
- 978-3-446-25306-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 255
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Madina fühlt sich “dazwischen”: Auf der einen Seite ist ihre Familie, die zwar froh ist nach der Flucht Sicherheit gefunden zu haben, die sich aber nicht in das Leben in dem neuen Land anpassen will. Auf der anderen Seite ist die Schule, ist die neue Freundin Laura und ihre Familie, sind erste Liebesgefühle zu einem deutschen Jungen, ist all das, was ein Mädchen eigentlich nicht tun sollte. Madina ist Mittlerin zwischen diesen beiden Welten.
Beurteilungstext
Julya Rabinowich, selbst 1977 aus Russland nach Deutschland eingewandert, gelingt es die Denkweise des “Dazwischen” auf meisterhafte, literarisch anspruchsvolle Weise zu vermitteln.
Der Vater, der zwar im Heimatland verfolgt wird, hasst dennoch alles Neue, was ihm in Deutschland begegnet, wird er doch in seiner Autorität begrenzt. Die Mutter versucht Harmonie zu stiften, indem sie lächelt, die Tante leidet immer noch darunter, dass sie den Mann, den sie gegen das Verbot ihres Vaters geheiratet hat, verloren hat. Verschärft wird alles, als die geliebte Großmutter den Vater zurückruft, um die Familie zu unterstützen. Muss der Vater seinen Pflichten als ältester Sohn nachkommen und die lang ersehnte Aufenthaltsberechtigung aufgeben? Madina erfährt erst nach und nach von den inneren Kämpfen der Familie, zu groß sind die Tabus. Stärker als jede Erwachsene muss sie vermitteln zwischen dieser Familie und ihren Ansprüchen und dem, was “die Deutschen” von ihr erwarten. Nicht alles in der neuen Welt kann sie als Befreiung für sich beanspruchen, allzu oft kann sie sich nicht entscheiden zwischen der Tradition und dem modernen Leben in Deutschland.
Rabinowich, die eine Reihe von Theaterstücken und Romanen für Erwachsene vorgelegt hat (für “Die Erdfresserin” wurde sie für den Bachmann-Preis nominiert), setzt ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen als “Angekommene” und ausgehend von ihrer Arbeit als Übersetzerin bei Psychotherapiebehandlungen das Denken der Flüchtlinge authentisch um.
Amüsiert nimmt man die “Flüchtlingskrise” mit den Augen der anderen wahr, etwa, wenn aus Madinas Sicht die Hilfeversuche der Klassenlehrerin King karikiert werden oder wenn Madina den Eltern die Denkweise der Schulpsychologen zu vermitteln versucht, sogar wenn sie analysiert, wie die Vermieterin sadistische Spielchen mit den Flüchtlingen spielt.
Der Roman erklärt an keiner Stelle, aus welchem Land die Familie fliehen musste und verallgemeinert damit die Situation der Flüchtlinge. Wenn man bedenkt, dass dies das erste Jugendbuch der Autorin ist, so fasziniert es, wie genau sie die Sprache eines Mädchens erfasst, das beginnt, pubertäre Konflikte auszustehen.