Das Wintermärchen - Ein Märchen nach Shakespeare
- Autor*in
- Fühmann, Franz
- ISBN
- 978-3-356-01330-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Gleich, Jackie
- Seitenanzahl
- 48
- Verlag
- Hinstorff
- Gattung
- BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
- Ort
- Rostock
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Teaser
Fühmann erzählt das alte Shakespeare Märchen um Verrat und Eifersucht, eisigen Schmerz und zarte Hoffnung so, dass Kinder die Geschichte miterleben können. Jacky Gleich vermag es mit ausdrucksstarken, expressiven Bildern, die dramatischen Szenen einprägsam vor Augen zu führen. So ist ein ganz besonderes Bilderbuch entstanden, das jetzt schon in die Reihe der Klassiker gehört.
Beurteilungstext
Franz Fühmann, 1922 in Rochlitz im Riesengebirge geboren und nach dem Krieg in Ostberlin zuhause, war nicht in erster Linie ein Dichter für Kinder. Man kennt ihn als einen Erzähler, Nachdichter und Essayisten. Seine Novellen, sein großartiges Essay über den Dichter Georg Trakl, sein Bericht über das Leben mit geistig Behinderten, seine Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen Märchen und Mythen waren und sind das Beste, was in diesem Genre zu finden ist.
Begonnen hatte Franz Fühmann sein Schreiben für Kinder bereits in den fünfziger Jahren mit zwei Bilderbuchmärchen. Später kam das lustige Tier ABC "Ein Affenspaß für Alfons" und das Sprachspielbuch " Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm zu Babel" hinzu, das inzwischen mehrfach wieder aufgelegt wurde und zu großem sprachspielerischem Vergnügen einlädt. Unschätzbar sind Fühmanns Verdienste um die Adaptionen antiker Mythen für Kinder, die unter den Titeln " Das hölzerne Pferd", "Irrfahrten des Odysseus" und "Das Nibelungenlied" heute leider nur noch antiquarisch zu haben sind.
Sehr spät erschienen seine "Märchen auf Bestellung", die jetzt in einer von Jacky Gleich illustrierten Neuausgabe im Hinstorff Verlag, dem Hausverlag Fühmanns, erschienen sind. Auch seine Shakespeare Märchen werden nun dort neu herausgegeben. Der "Sommernachtstraum", ebenfalls illustriert von Jacky Gleich, ist bereits erschienen. Nun erschien "Das Wintermärchen". Ein Märchen nach Shakespeare", ebenfalls illustriert von Jacky Gleich.
Das "Wintermärchen" ist zusammen mit dem "Sommernachtstraum" und zwei weiteren Shakespeare Märchen, nämlich "Perikles" und "Der Sturm" zum ersten Mal 1968 im Kinderbuchverlag in Ostberlin erschienen. In einer damals von Bernhard Nast illustrierten großformatigen Ausgabe gehörten die Märchen bald zu den unverzichtbaren Büchern Fühmanns, mit denen er in der Kinderliteratur eine neue Seite aufschlug. In der ersten Ausgabe findet sich auch noch das Nachwort Fühmanns, in dem er die Kinder neugierig machen will auf den berühmten Dichter.
Franz Fühmann schrieb für Kinder zwischen anderen, umfangreichen literarischen Arbeiten, und er benennt den Grund so:
Die Kinder sind das dankbarste, das intelligenteste, das kritischste, das verständigste, das aufgeschlossenste, das sachkundigste, kurzum, das ideale Publikum.
Also für Kinder zu schreiben, und auch vor Kindern zu lesen - ich sagte Ihnen am Anfang, dass ich schwer und mühsam schreibe, und das Schreiben ist über weite Strecken für mich wirklich eine grässliche Plage - aber für Kinder schreiben, das ist einfach eine Freude und eine Wohltat. Ich mach's also nicht zuletzt aus dem ganz egoistischen Grunde, weil ich mich dabei erhole, weil es mir unheimlichen Spaß macht.
Seine Nachdichtungen für Kinder sind herausragende Leistungen in diesem Genre der Kinderliteratur. Mit seiner poetischen, klaren und anschaulichen Erzählweise gelingt es ihm, die Aufmerksamkeit der Kinder auf jene alten, scheinbar versunkenen Geschichten zu lenken. Im "Wintermärchen" geht es um den Starrsinn eines Königs, der in seinem Eifersuchtswahn Frau und Kinder verstößt und jahrzehntelang nicht einzusehen vermag, dass er denen, die ihn liebten, großes Unrecht angetan hat. Den besten Freund, König im Nordland, hat er davongejagt, seine Frau, die schöne Königin Hermione unschuldig in den Kerker geworfen, das neugeborene Töchterchen in der Wildnis ausgesetzt, dem Tod des Erstgeborenen zugesehen und alle Ratschläge missachtet. Zu später Reue gekommen gelingt es gerade noch rechtzeitig, die Tochter wiederzuerlangen, die Königin zu neuem Leben zu erwecken und sich mit den vermeintlichen Feinden zu versöhnen. Das gute Ende der Märchen ist auch hier wirksam, alle können ausatmen und sich wieder freuen.
Die Bilderbuchausgabe des Hinstorff Verlag vermag im Vergleich zur Erstausgabe durch die großartigen, expressiven Illustrationen von Jacky Gleich die Betrachter in den Bann zu ziehen. Man vergisst den Erzählton Fühmanns gewiss nicht so rasch, aber nun hat man auch die Bilder vor Augen, die das alte Märchen auf ungewöhnliche Weise zeigen. Dem Hinstorff Verlag sei Dank für diese wunderbare Ausgabe!