Das will ich haben

Autor*in
Kulot, Daniela
ISBN
978-3-522-43621-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kulot, Daniela
Seitenanzahl
Verlag
Thienemann
Gattung
BilderbuchKrimiSachliteratur
Ort
Stuttgart/Wien
Jahr
2009
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Beim Einkauf mit ihrer Mama entdeckt Alinda ein Buch, das sie unbedingt haben möchte. Doch Alindas Mama muss sparen, daher wird ihr der Wunsch verweigert. Alinda lässt aber das Buch mitgehen und wird im Parkhaus vom Wachmann zur Rede gesteht. Weil Alinda weint und ihre Mutter sich entschuldigt, verzichtet dieser auf weitere Konsequenzen. Zu Hause fertigen Mama und Alinda ein eigenes Buch an.

Beurteilungstext

Im Mittelpunkt der Bilderbuchgeschichte der Autorin und Illustratorin Daniela Kulot steht eine Familie, deren wirtschaftliche Situation nicht mit den Bedürfnissen, die in der Einkaufshalle geweckt werden, mithalten kann. Wie ergeht es einer solchen Familie, wenn sie während einer Sonderverkaufsaktion zum Einkaufen geht? Wie kann einem Kind Konsumverzicht abverlangt werden - in einer Konsumwelt, wo scheinbar alles im Überfluss zu haben ist? Die Handlung wird in die Tierwelt verlegt und dadurch erfährt sie auch eine Verfremdung und eine Distanz zur direkten Alltagswelt der Kinder. Dennoch identifizieren sich Kinder mit den Tierfiguren. Alinda, eine Hundemädchen, drückt sich zu Beginn der Handlung an einem Spielzeug-Schaufenster die Nase platt. In der Schaufensterdekoration wird dabei Ironie deutlich, wie z. B. an einem Storchen, der ein kleines Ferkel bringt, oder an einem Polizisten, der ein Skelett bedroht, ersichtlich ist. Allerdings sind Kinder im Kindergartenalter, die die Zielgruppe des Bilderbuches darstellen, für Ironie nicht empfänglich. Sie können ironische Anspielungen auf den Konsum nicht verstehen und nicht nachvollziehen. Während Alinda im Buchladen ein tolles Buch entdeckt, begeistert sich ihre Mama für ein Kleid. Alinda will das Buch unbedingt haben; eigentlich ein gutes Beispiel für ein literaturbegeistertes Kind. Allerdings kann sich die Familie diesen Einkauf nicht leisten, was die Mutter andeutet, aber nicht näher ausführt. Stattdessen sagt sie: "Du brauchst das Buch doch nicht" und verweist ihre Tochter auf das Buchangebot des Kindergartens und auch sie geht mit gutem Beispiel voran, indem sie ihr Kleid an den Ständer zurückhängt. Alinda soll das Buch zurückbringen und soll zu Hause mit gemeinsamen Spiel und Schokolade getröstet werden. Nun nimmt die Handlung in mehrfachem Sinne eine bedrohliche Wendung, denn es wird ein Angstszenario beschworen und bildhaft dargestellt. Ein Wachmann entlarvt Alinda als Diebin, weil sie das Buch mitgehen ließ. Daraufhin wird um Alinda "alles grau und schwarz", so schwarz wie die mitgelieferte Pädagogik. Alindas Angst wird alptraumhaft dargestellt, denn sie sieht sich bereits im Gefängnis. Hinter einem kleinen, vergitterten Zellenfenster blicken die Leser/innen zwei erschreckte Augen an; davor sind drei riesige verzerrte Ungeheuer mit offenen Rachen und ausgefahrenen Pranken; an der linken Seite versteckt Alinda aus Scham ihren Kopf im Buch. Danach folgt eine Rechtfertigung des Kindes, die in ihrer Angst vor dem Gefängnis gipfelt, welche in einer Comicsprechblase zum Ausdruck kommt. Alinda selbst ist erbärmlich weinend hinter dem Zellenfenster zu sehen. Dies kommentiert Daniela Kulot mit folgendem Satz: "Alinda weint so sehr, dass sie fast keine Luft mehr bekommt." Die Betrachter/innen des Bilderbuches, die sich mit Alinda identifizieren, werden in einen Angstzustand versetzt, der körperlich erfahrbar wird. Dieses dargestellte Szenario wirkt so prägend, dass auch die nachgestellten Lösungsvorschläge die angstauslösende Wirkung der Geschichte eher nicht beseitigen können. Wegen Alindas Reue verzichtet der Wachmann auf eine Strafe, Alinda wird zu Hause kreativ und fertigt mit ihrer Mutter ihr eigenes Buch an. Das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich, die zunehmende Anzahl armer Familien in unserer Gesellschaft und eine Wirtschaft, die Bedürfnisse weckt und deren Erfüllung durch den Überfluss des Warenangebots suggeriert wird, werden nicht thematisiert. Stattdessen muss ein Kind den Sündenbock spielen, weil es etwas unbedingt haben will, obwohl sich die Familie dies nicht leisten kann. Auch ist es bedenklich, dass das Kind einer sozial schwachen Familie mit Kriminalität in Verbindung gebracht wird. Zwar ist es löblich, Kreativität und liebevolles Familienleben der Konsumhaltung gegenüberzustellen, eine angemessene Darstellung der Problematik ist jedoch nicht gelungen. Vielmehr dient die Geschichte der Angsterzeugung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pg.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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